Geschichtliches
700 Jahre Brossen



Es schien, daß Brossen in diesem Jahr aus einem Dornröschenschlaf erwacht war. Dieses etwas abseits von Meuselwitz im Schnaudertal gelegene Dörfchen erlebte in diesem Sommer große Tage. Man feierte die 700jährige Wiederkehr der Ersterwähnung von Brossen. Dieser grenznahe Ort hatte im Laufe seiner Geschichte so manchen Wechsel erlebt und gehört seit der Wende wieder einmal zu Thüringen.
Eigentlich hatte wohl niemand in den letzten Jahren an ein Ortsjubiläum gedacht. Erst als man vor noch relativ kurzer Zeit die Kopie einer Urkunde des Bischofs Bruno von Naumburg vom 26. April 1296 in lateinischer Sprache in den Händen hielt und diese übersetzen ließ, hatte man den exakten Beweis der Ersterwähnung, und nun richtete man sich auf eine entsprechende Geburtstagsfeier ein. Wiederholt würde in der Vorbereitungsphase in Presseorganen aus der Geschichte des Ortes berichtet.
Das war nicht immer leicht getan, denn nur wenig war bisher bekannt gewesen. Besaß doch selbst das Meuselwitzer Stadtarchiv kaum nennenswerte Aufzeichnungen über Brossen.
Nun berichtete man beispielsweise darüber, daß der Ort anfangs des 19. Jahrhunderts nuraus 16 Häusern bestand, beschrieb Episoden aus der Bauernfamilie Kröber, erwähnte die alte Kleinbahn oder den Ziegeleibetrieb Just. Niedergangserscheinungen wie etwa die Einstellung des Schulbetriebs bis hin zur Schließung des Kindergartens und die Auflösung einer eigenständigen Feuerwehr wurden in den Berichten ebenso erwähnt wie positive Ereignisse. Genannt seien als Beispiel die Sanierungsarbeiten an zahlreichen Gebäuden, die Renovierung einer Gaststätte an der B 180, die jetzt den Namen "Dreiländereck" trägt, oder die Errichtung eines schönen Spielplatzes für die Kinder.
In Brossen hatte sich in Vorbereitung des 700jährigen Ortsjubiläums ein aktiver Festausschuß gebildet, der mit Unterstützung der Stadtverwaltung große Anstrengungen unternahm, um im Rahmen des Dorf? und Kinderfests dieses Ereignis würdig zu begehen. Selbst eine Gedenkmedaille aus Silber wurde geprägt. So gab es dann auch vom 26. ?28. Juli 1996 allerhand auf dem Festgelände vor der alten Schule zu sehen. Die Eröffnungsrede hielt der Bürgermeister, der nochmals einen überblick zur Dorfgeschichte gab, dann ertönten lautstark Böllerschüsse der Privilegierten Schützengesellschaft, und es folgten nach und nach die verschiedensten Veranstaltungen. Neben Musik und Sport fand das traditionelle Kinderfest statt, gefallen konnten die Straßengaukler "Donnertrubel" oder die "Geithainer Zunftstraße", wo zahlreiche Handwerker, genannt seien Korbmacher, Weber, Töpfer oder Schmiede, ihr Können unter Beweis stellten. Bodo Petzold hatte in den Räumen des ehemaligen Kindergartens eine interessante Ausstellung aufgebaut, die besonders durch zahlreiche alte Aufnahmen von Brossen und seinen Bewohnern auffiel. Dabei gab es u.a. auch zahlreiche alte Tassen zu sehen, die in früheren Jahren zu allen Kinderfesten hergestellt wurden. übrigens war auch der Meuselwitzer Heimatverein mit einem eigenen Stand präsent. Die Vereinsmitglieder zeigten sich in der Altenburger Bauerntracht.
Bleibt zu hoffen, daß Brossen nicht so schnell wieder ins Abseits gerät, sondern daß dieses Jubiläum neue Initiativen auslöst zum Aufblühen dieses alten Dorfes.

  Verweise zum Thema:
   Ortsteile: Brossen
   Veranstaltungen: 700-Jahr-Feier Brossen

Quellenangaben:
   Text aus: Unsere Heimat Heft 6 (1997), Autor: H-J.Klingner