Geschichtliches
21. April 1945 - Die Amerikaner marschieren in Falkenhain ein



Mit dem Einmarsch der Amerikaner wurde in Falkenhain schon am 13. April 1945 gerechnet, an diesem Tage wurde unsere damalige Kreisstadt Zeitz von amerikanischen Truppen besetzt. Ein Stoßkeil der 6. US-Panzerdivision näherte sich vom Westen her Falkenhain. Die Panzer stießen über Langendorf bis zum Weinberg vor und schwenkten dann nach Süden genau auf die Falkenhainer Flakstellung ein. Zum großen Glück für unsern Ort flüchteten die Flaksoldaten, überwiegend sehr junge Flakhelfer, beim Anmarsch der Amerikaner, sie leisteten keinen Widerstand. Dies traf auch für den Volkssturm zu. Die Panzer fuhren in der Flakstellung hin und. her und sondierten die Lage. Ein Panzer schoß zunächst einmal eine Granate in den Ort, diese schlug im Giebel des Hauses Siermann (jetzt Haus Gruber) ein. Sie hinterließ ein großes Loch in der Giebelwand, Menschen kamen nicht zu Schaden. Als daraufhin weiße Fahnen von den Einwohnern gehißt wurden, erfolgte kein weiterer Beschuß. Der Panzertrupp stieß nicht bis zur Ortslage vor, er zog sich wieder zurück. Der Grund dafür war wohl der Einschnitt der Großraumbahn des Werkes "Phönix". Dieser Einschnitt umzog Falkenhain von Südwesten bis Nordwesten, er war etwa 30 m breit, 10 m tief und länger als 1 km. Er bildete einen natürlichen Schutz. Von dieser Seite her war Falkenhain nur über drei Brücken zu erreichen, diese waren für die ShermanPanzer nicht tragfähig.
Auf Anordnung der örtlichen Behörde mußten sich an diesem Tage die Falkenhainer Einwohner, vor allen Frauen und Kinder, als Schutzmaßnahme in den Luftschutzkellern aufhalten. Als 9-Jähriger, zusammen mit Mutter und Schwester, erlebte ich diesen Tag im Luftschutzraum des Kellerberges. Sehr viele Einwohner suchten Schutz in diesem Raum. über die Ereignisse in und um Falkenhain wurden wir ständig, oft aber auch widersprüchlich, informiert.
Nach dem Rückzug des Panzertrupps wurde die Flakstellung geplündert, Frauen, Kinder und Jugendliche mußten weiterhin in den Luftschutzkellern bleiben. Erst in den Abendstunden durften die Luftschutzkeller verlassen werden. In den Tagen danach herrschte große Ungewißheit im Ort, die umliegenden Dörfer und Städte waren alle schon von den Amerikanern besetzt.
Am frühen Nachmittag des 21. April 1945, dieser Sonnabend war ein milder und sonniger Frühlingstag, erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in Falkenhain aus südlicher Richtung. Eine gemischte Fahrzeugkolonne kam über die Rusendorfer Straße nach Falkenhain. Die Straßen waren menschenleer, hinterGardinen verborgen wurde der Einmarsch von den Einwohnern ängstlich beobachtet. Die lange Fahrzeugschlange kam in der Dorfmitte zum Stehen. Als Hauptquartier wurde das Schloß im Park auserwählt. Im Gasthof Friedemann wurde das Magazin eingerichtet.
Viele Häuser bekamen Einquartierung, die Bewohner mußten ihr Haus für mehrere Wochen verlassen, bei Verwandten und Nachbarn fanden sie während dieser Zeit Unterkunft. Auch in unserem Haus waren zehn Amerikaner einquartiert. Die Sperrstunden mußten von den Einwohnern strikt eingehalten werden. Zu weiteren größeren Repressalien kam es ansonsten in Falkenhain nicht. Zu den Kindern unterhielten die Amerikaner ein gutes Verhältnis, sie verteilten in dieser Notzeit an uns Kinder Schokolade. Die Bauern mußten frische Eier abliefern, auch frisches Geflügelfleisch war von den Amerikanern sehr begehrt.
Noch in den Apriltagen setzte die amerikanische Militärbehörde in Zeitz Max Bohne als Bürgermeister von Falkenhain ein. Das entsprechende Schriftstück ist im Original noch heute vorhanden, es ist von Daniel J. Keogan unterschrieben, allerdings fehlt das Datum. Max Bohne, Falkenhains hervorragendster Kommunalpolitiker, war bereits nach Ende des I. Weltkrieges bis zur Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 als Gemeindevorsteher tätig.. Martin Ley, seit 1933 Bürgermeister von Falkenhain, wurde abgesetzt. Ende Juni 1945 zogen sich die Amerikaner aus Mitteldeutschland zurück. An ihrer Stelle hielten Anfang Juli 1945 russische Verbände Einzug in unser Gebiet.

  Verweise zum Thema:
   Ortsteile: Falkenhain

Quellenangaben:
   Text aus: Unsere Heimat Heft 9 (2000), Autor: R.Steinert