Geschichtliches
Aus der Geschichte des Braunkohlenbergbaus in der Region Meuselwitz




Erste Kohlefunde im 17. Jahrhundert
Wer heute als Fremder durch Meuselwitz geht, wird es sich kaum vorstellen können, daß der Ort vor noch nicht allzulanger Zeit eines der bedeutendsten Zentren des mitteldeutschen Braunkohlenbergbaus war. Die Anfänge des Kohlebergbaus in unserer Region reichen bis in das Jahr 1670 zurück. Um diese Zeit fand Dr. Matthias Zacharias Pilling aus Altenburg in der Nähe von Meuselwitz brennende Erde, die er in einer 1671 herausgegebenen Abhandlung beschrieb. Noch im gleichen Jahr ersuchte er um ein Privileg auf Gewinnung von Schwefelvitrol und Alauenerz bei der fürstlichen Landesregierung, welches ihm 1672 erteilt wurde. Da seine Kohlefunde von 1671 nur sehr gering waren, dachte er anfangs nicht daran, sie wirtschaftlich auszunutzen. Als Pilling jedoch nahe der Altenburg-Meuselwitzer Landstraße auf ein Braunkohlen Flöz stieß, wollte er ein Bergwerk errichten. Für ganze 25 Gulden erwarb er an der Abzweigung des Heukendorfer Weges die zum Abbau notwendige Oberfläche vom Bauern Hermann Bock. Das im gleichen Jahr noch die Schachtarbeiten aufnehmende Bergwerk kann wohl als das älteste im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau überhaupt gelten. Weniger aufgeschlossen gegenüber dem neuen Gewerbe zeigten sich die Bevölkerung und die damaligen Besitzer des Rittergutes in Meuselwitz, die Erben Winters. Schon 1673 vertrieben die Knechte des Rittergutes die Grubenarbeiter, und im Dorf verweigerte man ihnen die Wohnungen. Nach den Überlieferungen beschwerten sich ein Jahr darauf die Mäher der Auwiese über Verschlemmungen in der Schnauder. Ein Schäfer führte Klage wegen der Verstopfung der Krebslöcher durch den vom Meeden mitgeführten Grubendreck. Die schlechten Ernten gingen prinzipiell auf das Bergwerk zurück. Die Beschwerden wurden jedoch zurückgewiesen, zumal sich Pilling bereit erklärt hatte, für alle möglichen Schäden aufzukommem. Nachdem Veit Ludwig von Seckendorff das Rittergut bezogen hatte, änderte sich einiges. Der auch auf dem Gebiet der Bergkunde Belesene, sonst seiner Zeit vorauseilende Kanzler brachte wenig Verständnis für den Gewerbezweig auf. Wie aus einem Schreiben des einflußreichen Herren hervorging, wurde der Bergbau 1678 "in Meuselwitz auf gute Remonstration wiederum gütlich eingestellt.

18.Jahrhundert
Erst Dr. Polster aus Waldenburg begann 1776 wieder, sich auf eine fördernde Gesetzgebung stützend, mit landesherrlicher Erlaubnis nach Steinkohle zu suchen. Selbst der Gutsherr Friedrich Karl von Seckendorff konnte die Schachtungen nahe der Altenburger Straße nicht verhindern. Eindringendes Wasser in den Schacht ließ jedoch keinen Abbau zu. Auch andere Versuche in der Umgebung von Meuselwitz, sogar von Seckendorff selbst, scheiterten an diesen oder ähnlichen Problemen. Der Grund, daß sich kein kontinuirlicher Kohleabbau entwickelt konnte, lag jedoch in erster Linie am fehlenden Bedarf. Das Altenburger Land wurde überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Außerdem bestanden reiche Waldbestände, so daß Feuerholz äußerst billig war. Auch die 1804 und 1806 in Meuselwitz eröffneten Gruben wurden bald wieder aufgegeben. Gleiches ist von den Versuchen des Gutsbesitzers Johann Kluge zu berichten. Als im Jahre 1813 im Zusammenhang mit der Völkerschlacht bei Leipzig eine Abteilung Russen der antinapoleonischen Armeen hier lagerte, erfaßte eines ihrer Feuer durch Zufall ein Oberflöz, welches in Brand geriet und viel Schrecken im Ort verbreitete.

19.Jahrhundert
In den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts bedingten Bevölkerungszuwachs und steigende Preise für Ackerland die Abnahme der Waldbestände. Die Bevölkerung wurde mehr und mehr gezwungen, sich auch anderer Feuerungsmaterialien zu bedienen. Neben der Torfgräberei sollte in den nächsten Jahrzehnten dem Braunkohlenbergbau der entscheidende Durchbruch gelingen. So begann Mitte der 30er Jahre der Gutsbesitzer Christoph Geißler am Auteich Oberkohle zu fördern, die aber nur wenig Heizwert hatte. Ähnliche Erfahrungen mußten auch die Brüder Kluge machen. Als Christian Kluge im Winter 1840 die Anlage eines Schachtes am Weinberg allein in die Hand nahm, änderte sich jedoch die Lage. Kluge ließ Wassersucher kommen, und wo ihre Schwertklingen tanzten, wurde der Schacht geschlagen. Im dritten Lager fand man vorzügliche Kohle, 30-40 Ellen mächtig und so feststehend,daß die schmal geschlagenen Strecken nur stellenweise durch Holz gestützt werden mußten. Über eine Radwelle wurde die Kohle zum Füllort gekarrt, von wo sie in Kübel durch die Haspel ans Tageslicht gezogen wurde. Ließ sich die Kohle nicht als Stückkohle verkaufen, so wurde die erdige Masse mit Wasser begossen und mit den Füßen durchgeknetet. Danach wurde die Kohle in vielen, durch die Verordnung vom 10. März 1841 genau vorgeschriebenen Kastenformen zu Ziegeln gestrichen und zum Trocknen aufgestellt. Die Streicherlöhne betrugen ca. 80 Pf. fürs Tausend. So vermochte in mehr als zehnstündiger Arbeitszeit eine Familie bei 50000 Steinen nur bis 4 Mark täglich zu verdienen. Für das ständige Abpumpen des Wassers aus den Schächten mußte Kluge 5-6 Pferde halten, was ihn bewog, 1847 in Zwickau eine Wasserhebemaschine zu kaufen. Von den anderen Rittergutspächtern, die Gruben unterhielten (Junghans, Heilmann, Geißler, Krosse, Bauer) und Nutzen vom Abpumpen des Grundwassers hatten, unterstützte nur Junghans das Unternehmen. 1852 hielt gar die erste Dampffördermaschine Einzug auf der klugischen Grube. Christian Kluge kann somit als der eigentliche Pionier der Braunkohleförderung im Meuselwitzer-Revier gelten. Gruben als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb, von Laien geleitet, schossen damals wie Pilze aus dem Boden. Der Abbau glich dementsprechend auch mehr einem Raubbau, da nur etwa 30% der Vorkommen genutzt worden sind. Rechnet man zu den 77 Gruben im Sachsen-Altenburgischen Teil die fünf auf preußischem Gebiet, so gab es 1860 insgesamt 82 Braunkohlegruben im Meuselwitz-Rositzer Braunkohlerevier. Als 1858 Heinrich und Oskar Herbst und W. Berger zur Gründung eines Aktienunternehmens aufforderten, mit dem Hinweis darauf, daß die Kohle den Bereich der Industrie zu erobern beginnt und das Kapital sich wohl gut verzinsen lasse, kam schon im Herbst des Jahres die Bildung der Abbaugesellschaft Fortschritt zustande.


Brikettfabrik Zum Fortschritt


Als Anfang der 60er Jahre die Lucka-Meuselwitzer Chaussee gebaut wurde, erfolgten weitere Neugründungen (Karlsschacht, Preußengrube, Vereinsglück, Alter Heinrich). Kluge unternahm im gleichen Zeitraum einen Schachtversuch im Auholz, welcher später als Grube Germania festgesetzt wurde. Nach dem Muster von Ziegelpressen hielten die sogenannten Naßpressen Einzug, um den wachsenden Bedarf auch in Altenburg, Zeitz, Ronneburg, Gera, Crimmitschau, Werdau, Plauen und Leipzig decken zu können. Die größte Ausdehnung erfuhr die Aktiengesellschaft ZumFortschritt. Während zu jener Zeit noch die meisten Gruben des Reviers nur im Winter förderten und in der übrigen Zeit des Jahres die Rohkohle zu Handstreich- oder Naßpreßsteine verarbeitet wurde, förderten die Meuselwitzer Gruben das ganze Jahr hindurch, da sie in der Hauptsache wertvolle Stückkohle gewannen. Die Verarbeitung ging trotzdem noch sehr stockend voran. So betrug die Gesamtförderung 1864 bei 217 Beschäftigten erst 80 959 t. Die Einführung von modernen Brikettpressen, mit denen täglich 40 000-60 000 Briketts gepreßt werden konnten, erfolgte dann kurze Zeit später wiederum auf dem Fortschritt. Die siegreiche Beendigung des deutsch-französischen Krieges und Bismarcks Reichsgründung von oben vermochten die deutsche Wirtschaft nach 1871 im stärkeren Maße dem Braunkohlebergbau zu. Schon 1865 häuften sich die Eingaben der Grubenbesitzer zum Bau einer Bahn, die das immer schwieriger werdende Absatzproblem lösen sollte. Am 18. Juni 1872 erfolgte dann die Eröffnung der Strecke Altenburg-Meuselwitz-Zeitz, später der Strecken nach Leipzig (Bayrischer Bahnhof) über Gaschwitz (1874), nach Ronneburg (1887) und nach Gera über Wuitz (1902). Die städtischen Großabnehmer waren so bedeutend schneller zu beliefern. In dieser Zeit des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs entstanden in Meuselwitz folgende Unternehmungen: 1871 der Otto-Schacht , die Friedensgrube, die Grube Ernst und die Prehlitzer Braunkohlen-AG; die Mariengrube und 1872 die Grube Union bei Kriebitzsch, der Schenkenschacht, die Bruderzeche, Grube Agnes und der Ida-Schacht,1873 der Kiefernschacht der Wilhelm- und Alfredschacht sowie die Rositzer Braunkohlenwerke. Infolge der Neugründungen schwoll die Förderung des gesamten Reviers 1876 auf 750 000 t an. Auf diese für den Bergbau günstigen Jahre folgte jedoch ein im Reich schon 1873 einsetzender Krisenzyklus mit einer akuten Absatzkrise auch für den Braunkohlenbergbau. Verschiedene Unternehmungen mußten Konkurs anmelden. Die Leidtragenden waren jedoch die Bergleute. Neben Lohnkürzungen verloren allein in Sachsen-Altenburg 1000 ihren Arbeitsplatz. Als Folge der Krise begann allmählich die Konzentration und Zentralisation der Kohleförderung und -verarbeitung. Da andere Industriebetriebe zunehmend zur Brikettfeuerung übergingen, fanden sich jedoch schnell neue Abnehmer. Ausdruck der neuen Aufschwungperiode ab 1890 war die Gründung mehrerer Großbetriebe und Aktiengesellschaften: so auf preußischem Gebiet zum Beispiel die Fürst-Bismarck-GmbH und die Braunkohlenwerke Leonhard-AG sowie in Sachsen-Altenburg die Grube Heureka die Phönix-AG die Grube Kraft I und das Bergwerk Herzog-Ernst. Der Großteil der Kleinunternehmungen und der landwirtschaftlichen Nebenbetriebe ging zugrunde oder schloß sich an Großunternehmen an. Im Jahre 1895 wurden allein im Meuselwitzer-Rositzer Revier 4,5 Millionen t Kohle gefördert und drei Jahre später konnte die 5 Millionen-Grenze überschritten werden. Der riesige Umsatz geht auch daraus hervor, daß der Meuselwitzer Bahnhof 1898 im Güterverkehr annähernd 1,75 Millionen Mark vereinnahmte, soviel wie die übrigen 36 Bahnhöfe des Herzogtums zusammen. In den folgenden Jahren bis 1913 stiegen die Förderungen im Revier an Rohbraunkohle auf 240 % und die Herstellung von Briketts auf 432 %, während sich die Zahl der Arbeiter nur um ca. 150 % erweiterte. Die Steigerung der Produktion wurde jedoch nur teilweise durch Anwendung von technischen Neuerungen erzielt. Wesentlicher Wachstumsfaktor war die ins Maßlose sich erhöhende Arbeitsintensität. 20.Jahrhundert
Noch im Jahre 1909 hatten Verhandlungen zwischen den Aktionären der Reviere von Borna-Leipzig, Zeitz-Weißenfels und Meuselwitz-Rositz zur Beseitigung der bis dahin bestehenden drei monopolistischen Vereinigungen unterschiedlichen Charakters und zur Gründung des Mitteldeutschen Braunkohle Syndikats, GmbH geführt. Das Syndikat griff weitgehend in die Selbstständigkeit der ihm angeschlossenen Werke ein, schrieb z.B. die Produktionsmengen vor, verbot die Annahme von Aufträgen und forderte deren Überweisung an das Syndikat, das allein den Verkauf der Kohle übernahm. Als Gegenleistung garantierte das Syndikat hohe Verkaufspreise. Lagen diese 1907 pro Tonne bei 1,07 Mark, so 1910 immerhin pro Tonne zwischen 2,26 und 2,29 Mark. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der damit verbundenen Kriegswirtschaft erhielt die Braunkohle noch größere Bedeutung. Die Kohleförderung hielt sich während des Krieges bei 6,5 Millionen t pro Jahr. Mit der Deutschen Erdöl-AG ließ sich der erste braunkohleverarbeitende chemische Betrieb in unserem Gebiet nieder. Auch nach dem Weltkrieg stieg die Bedeutung des Rohstoffs Braunkohle unvermindert an. Mit der Abtrennung von Elsaß-Lothringen und Teilen Oberschlesiens sowie der Besetzung des Saarlandes nach dem Versailler Friedensdiktat Deutschland auferlegten Forderungen fehlten der Industrie wichtige Rohstofflieferanten. Die Förderung im Meuselwitz-Rositzer Revier wurde so beträchtlich erweitert und stieg von 1919 bis 1928 von 6,6 Millionen t auf 10,3 Millionen t. Die Anzahl der Tagebau- und Tiefbaubetriebe ging im gleichen Zeitraum jedoch weiter zurück. Das ganze Revier hatte 1921 noch 20 Braunkohlebetriebe mit 8631 Beschäftigten. In Meuselwitz und Zipsendorfwaren folgende Unternehmen seßhaft:

  • Braunkohlenabbauverein Zum Fortschritt
  • Braunkohlenabbaugesellschaft Friedensgrube (aus Karlsschacht Meuselwitz, Ottoschacht Kriebitzsch und Kiefernschacht Neupoderschau gebildet)
  • Prehlitzer Braunkohlen AG
  • Anhaltinische Kohlewerke
  • Gewerkschaft Heureka
  • Braunkohlenwerke Leonhard AG (aus der Grube Bismarck GmbH und Vereinsglück I; II; III

    Die Arbeitszeit betrug vor dem Ersten Weltkrieg 12 Stunden ohne feste Pausen (im Tiefbau 9 Stunden). Die Einführung des 8-Stunden-Tages als eine der größten Errungenschaften der Novemberrevolution bedeutete für die Kohlebetriebe den Übergang vom Zweischicht- zum Dreischichtsystem. Die Belegschaft konnte damals um 50 % vermehrt und die Arbeitslosigkeit im Revier fast vollständig beseitigt werden. Nach der Niederlage der Arbeiter im großen Herbststreik 1923 wurden die Errungenschaften zunichte gemacht. Ähnliche Tendenzen sind auch bei der Lohnentwicklung zu verzeichnen: Lag der durchschnittliche Schichtlohn zwischen 1910 und 1914 bei 3,90 RM, so konnten Ende 1918 immerhin 11,44 RM erreicht werden (allerdings bei stark ansteigender Teuerung). Im Jahre 1924 dagegen lagen die Schichtlöhne nur noch durchschnittlich bei 4,07 RM. In den harten Kämpfen der Bergleute, wie zum Beispiel im Oktoberstreik 1927, konnten 5,80 RM und bis Dezember 1930 6,40 RM ereicht werden. Frauen und Jugendliche erhielten für die gleiche Arbeit fast nur die Hälfte des Lohnes der Männer. Sehr rasch schritt in den Jahren der Weimarer Republik der Monopolisierungsprozeß voran. Die Brüder Ignatz und Julius Petschek, die die Aktienmajorität in den meisten Meuselwitzer Großunternehmen hatten, und die Deutsche Erdöl-AG kontrollierten zusammen 1928 85,1 % der Förderung des Reviers. Schwere Rückschläge erlitt der Bergbau in der Weltwirtschaftskrise. Hunderte Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz. Die Gruben Herzog Ernst, Mariengrube, Gertrud, Vereinsglück I und Heureka stellten kurz hintereinander die Produktion ein. In den laufenden Betrieben wurde die Produktion gedrosselt. Im März des Jahres 1930 betrug der Brikettabsatz als Folge dieser Entwicklung nur noch die Hälfte des Vorjahres. Ab Mitte der 30er Jahre kamen die Betriebe wieder aus der Talsohle heraus. Der erhöhte Energiebedarf der Rüstungs- und Kriegsproduktion ließ die Grubenbetriebe, Kraftwerke und Brikettfabriken auf Hochtouren laufen. Dazu kam der wachsende Bedarf an Rohbraunkohle in der chemischen Industrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand zunächst in fast allen Braunkohlenwerken die Produktion still. Einige waren zerstört. So wurden zum Beispiel durch den Großangriff am 20. Februar 1945 das Hauptmagazin der Brikettfabrik Zipsendorf III (Grube Fürst Bismarck) und das Zechenhaus total zerstört und das Kesselhaus stark beschädigt. Ausgeglühte Träger und Trümmerberge bedeckten das Werksgelände. Auch die Bergarbeitersiedlungen in der Blumen- und Gartenstraße waren stark zerstört. Nach dem Juli 1945 wurden auch die bis dahin nur provisorisch gebildeten Betriebsräte in den Kohlenbetrieben durch Wahlen bestätigt. Die Vertreter der großen Konzerne, welche die Aktienmajoritäten im Revier hatten, wie die Salzdefurth-AG, der Deutsche Braunkohlen-Industrieverein EV Halle oder die DEA versuchten mit allen Mitteln die Tätigkeit dieser Betriebsräte zu behindern und zu hintertreiben. Die damaligen Kommunisten und Sozialdemokraten forderten die Enteignung der Konzernherren und Aktionäre. Die sowjetische Besatzungsmacht unternahm ihrerseits Maßnahmen zur Enteignung der Nazi- und Kriegsverbrecher. Alle Betriebe fielen unter die Bestimmungen zur Beschlagnahme und wurden, außer den in der Sowjetischen Aktiengesellschaft verbleibenden, den Landes- und Provinzialleitungen übergeben, die Treuhänder einsetzten. Die endgültige Veränderung der Eigentumsverhältnisse erfolgte jedoch erst durch den Volksentscheid am 30. Juni 1946 in Sachsen und die nachfolgenden Verordnungen in den anderen Ländern und Provinzen. Die Probleme und Aufgaben, die vor den Bergleuten standen, wurden dadurch nicht geringer. Neben den Zerstörungen machte sich die Vernachlässigung wichtiger Indstandsetzungsarbeiten, besonders während der Jahre des Krieges, bemerkbar. Tausende Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren in den Jahren des Krieges von den Konzernen vor allem im Abraumbetrieb schonungslos ausgebeutet. Nach ihrer Rückführung hatte sich die Belegschaft um mehr als ein Drittel reduziert. Der extrem langandauernde Frost des Winters 1947, der den Boden bis 11/2 m tief erstarren ließ, dazu der schlechte Zustand der Förderanlagen, das Fehlen demontierter Anlagen und die mangelnde Versorgung der Bergleute ließen im Revier die Braunkohleförderung 1947 fast um 1/4 und die Brikettherstellung fast 1/3 hinter den Produktionsstand des Vorjahres zurückfallen. Für Meuselwitz kam noch erschwerend hinzu, daß die Gruben Schäde und Fortschritt wegen Auskohlens geschlossen wurden. Der Braunkohlebergbau wurde nach 1949 beträchtlich erweitert. Umfangreiche Neuaufschlüsse, wie Blumroda, Zipsendorf Süd, Phönix Ost und Schleenhain, wurden durchgeführt. Bis 1928 verschwanden in der näheren Umgebung von Meuselwitz einige Dörfer unter dem Bagger (z.B. Ruppersdorf, Wuitz, Sabissa und Zechau-Leesen). Die Bergbaubetriebe unseres Gebietes vereinigten sich zum VVB Borna und Meuselwitz, Sitz Altenburg. Die Meuselwitzer Vereinigung umfaßte 1948 12 Braunkohlenwerke und 11 820 Beschäftigte, die Bornaer 9 Werke mit 7345 Beschäftigten. Schon im Mai 1949 konnte in der Brikettproduktion in Meuselwitz der bisherige Höchststand von 1944 um 1,4 % überboten werden. Im Jahre 1950 förderte das vereinigte Borna-Meuselwitzer Revier 37 Millionen t Rohbraunkohle und 1957 57 Millionen t, was mehr als ein Viertel des Gesamtbraunkohleaufkommens der DDR bedeutete. Seit den 60er Jahren ist die Braunkohleförderung in unserem Gebiet wegen der nachlassenden Kohlevorkommen rückläufig. Die damals noch bestehenden Betriebe und Tagebaue wurden dem VEB Braunkohlekombinat Bitterfeld unterstellt. Das Geschehen hat sich im Laufe der Jahre von seinem einstigen Zentrum Meuselwitz entfernt. Die nach der politischen Wende 1990 noch bestehenden Brikettfabriken wurden von der MIBRAG (Mitteldeutschen Braunkohlen Aktien Gesellschaft), die aus dem VEB Braunkohlenkombinat Bitterfeld entstanden ist, nach und nach geschlossen. Nur noch in der Brikettfabrik Phönix in Mumsdorf rattern die Briketts nach wie vor vom Band. Die dazu benötigte Rohkohle kommt aus dem Tagebau Profen.


      Verweise zum Thema:

    Quellenangaben:
       Text und Bild: Homepage von U.Hoffmann