Geschichtliches
Vom Anfang und Ende des Braunkohlenbergbaus in Neupoderschau



Ab 1872 wurde auf Neupoderschauer Flur Kohle gefördert. Hier errichtete die 1871 gegründete Braunkohlen-Abbaugesellschaft ,, Friedensgrube" am Wege zwischen Alt- und Neupoderschau den Schenkenschacht. 1873 kam zwischen Meuselwitz und Neupoderschau der Kiefernschacht dazu. Im Jahre 1875 erbaute der Berg-werksbesitzer Gruhl aus Halle auf eigene Rechnung dicht hinter dem Einfahrschacht des Kiefernschachtes eine der ersten Brikettfabriken im Meuselwitz-Rositzer Revier mit einer Brikettpresse. Zu jener Zeit arbeiteten auf dieser Doppelanlage ,,Kiefern-/ Schenkenschacht" 80 Arbeiter, davon 35 unter Tage.
Die Eigentümerin der Grube, die ,,Friedensgrube", verpflichtete sich, der Fabrik gegen einen angemessenen Gewinn den nötigen Dampf und die erforderliche Feuer- und Brikettierkohle zu liefern und erwarb ferner das Recht, diese vom Jahre 1882 ab zum Selbstkostenpreis zu übernehmen, von welchem Recht sie 1887 auch Gebrauch gemacht hat. Es war im Meuselwitz-Rositzer Revier der einzige Fall, daß die Kohlegewinnung und die Weiterverarbeitung von verschiedenen Eigentümern vor-genommen worden ist. Der Abbau der Kohle erfolgte auf Meuselwitzer, Penkwitzer, Leesener und Neupoderschauer Gebiet, so daß sie teils der preußischen, teils der thüringischen Bergbaubehörde unterstand. Der Grubenbetrieb hat sich nach kleinsten Anfängen heraus später dann zu einer durchschnittlichen Tagesförderung von 800 Tonnen Kohle und einer Briketterzeugung von 270 Tonnen täglich entwickelt. Doch schon Mitte der 20er Jahre machte sich bemerkbar, daß der Tiefbau-Abbau keine weitere Zukunft mehr haben würde. So war im Bericht des Vorstandes der Abbaugesellschaft für das 54. Geschäftsjahr, welches am 01.04.1926 begann und am 31.03. 1927 endete, u.a. zu lesen: ,,Eine Anpassung der Verkaufspreise an die Selbstkosten war leider nicht möglich, da einerseits die Kohlepreise an sich schon durch die Weltmarktpreise gedrückt waren, andererseits die für die Preisfestsetzung maßgebenden Instanzen den höheren Selbstkosten und Tiefbauwerke in keiner Weise Rechnung trugen". Ein Jahr später stand dann im Geschäftsbericht: ,,Die bereits im letzten Bericht beklagte Nichtberücksichtigung der besonderen Interessen der Tiefbauwerke in bezug auf Preisfestsetzung erfuhr leider, trotz wiederholten Eingaben an die zuständigen Stellen und deren Notlage der Tiefbauwerke, keine änderung."
Trotz dieser Entwicklung wurde 1926/27 auf dem Kiefernschacht nochmals angebaut. So wurden neu angeschafft bzw. gebaut und fertiggestellt: eine Brikettpresse, eine 50-Tonnen-Gleiswaage, eine Kohlesortierung und eine Kesselspeisewasser-Reinigungsanlage.
Mit der Einstellung des Ottoschachtes 1926, weil die Kohlevorräte erschöpft waren, war der Kiefernschacht die einzige Grube der Braunkohlen-Abbaugesellschaft Friedensgrube".
Von den 14 Unternehmen des Meuselwitz-Rositzer Reviers, die um 1930 Kohlebergbau betrieben haben, befand sich die "Friedensgrube" an 8. Stelle bei Kohleförderung sowie bei der Brikettherstellung. Die Förderung betrug 1928 261.000 Tonnen und 1929 265.000 Tonnen Rohkohle. Es wurden in beiden Jahren jeweils 77.000 Tonnen Briketts hergestellt.
Doch wie schon erwähnt, die Unrentabilität des Tiefbaus gegenüber dem Tagebau, ließ auch das Ende des Kiefernschachtes kommen. Im Spätsommer 1935 wurde die Förderung eingestellt. In diesem Jahr wurden nur noch 8.700 Tonnen Kohle gefördert. Die hergestellten verbilligten Stapelbriketts wurden von vielen Landwirten aufgekauft, die sich dadurch auf lange Sicht eingedeckt hatten.
Nachdem der Betrieb zwei Jahre ruhte, kam 1937 der letzte Jahresbericht der Friedensgrube heraus. In diesem stand dann u. a.: ,,In einer am 30. März 1937 abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung wurde die Liquidation unserer Gesellschaft zum 31. März 1937 einstimmig beschlossen."
Damit endete der Braunkohlenbergbau in Neupoderschau.

  Verweise zum Thema:
   Ortsteile: Neupoderschau

Quellenangaben:
   Text aus: "Unsere Heimat" Heft 3 (1994)