Geschichtliches
Die Schnauder trieb früher mehrere Mühlräder an
Der Fluss hat zwei Quellarme, die sich im Zeitzer Lößhügelland befinden




Ein Bewohner der Schnauderstadt Meuselwitz vernahm einmal vor etlichen Jahren die Kunde, dass die Schnauder direkt unter einem Wohnhaus in Beiersdorf entspringen soll. Neugierig geworden, begab er sich zu diesem Ort und fand den Hinweis bestätigt. Er stellte einer Frau, die in dem besagten Hause aus dem Fenster schaute, die Frage: ,Sagen Sie, junge Frau, entspringt bei Ihnen die Schnauder?" Leicht errötend sollte diese geantwortet haben: ,Bei mir nicht, aber unter dem Keller meines Hauses." Tatsächlich konnte man beim genauen hinsehen entdecken, dass am unteren Gebäuderand ein kleines Rinnsal hervorsprudelte. Als der Mann jetzt wieder einmal diese Stelle aufsuchte, konnte er den Quellfluss nicht mehr finden. Offensichtlich war alles kanalisiert und vom Erdboden überdeckt worden. Lediglich eine Straßenbezeichnung wies auf die Schnauder hin, die bei Pölzig in einen Teich einfließt und dann von dort wieder in Richtung Brockau und Kayna in nordöstliche Richtung weiterläuft. Genau muss man bei der Schnauder von zwei Quellarmen sprechen, die sich im Zeitzer Lößhügelland in einer Höhe von 280 bis 300 Meter über dem Meeresspiegel befinden. Es sind dies die kleine und die große oder Kaynaer Schnauder. Beide vereinigen sich an der ehemaligen Meutitzmühle zwischen Spora und Würchwitz. Dann fließt der Fluss über Oelsen und Zipsendorf nach Meuselwitz weiter. übrigens kostet es einige Mühe, um die Mündung der Schnauder in die Weiße Elster hinter Groitzsch bei dem Dorf Audigast zu entdecken. Sie liegt etwas abseits von Bäumen und Strauchwerk verdeckt, und man muss nicht selten durch nasse Wiesen waten, um an die Mündung zu gelangen. Immer wieder war das Gebiet vom Hochwasser betroffen. überhaupt trat die Schauder, die ziemlich flach ist und in vielen Mäandern langsam dahinplätschert, schnell einmal über die Ufer. So wurde beispielsweise 1909 das Schnaudertal so überflutet, dass der untere Tagebau der Grube ,Heureka" absoff. Im Jahre 1921 verwandelte sich nach heftigen Regenfällen die sonst so harmlose Schnauder in ein reißendes Gewässer. Sie trat schlagartig über die Ufer und verwandelte weite Gebiete in eine breite Seenland schaft. Die Wassermühle bei Schnauderhainichen kam durch den Druck der Wassermassen zum Erliegen. Man denke auch an den Juli 1992. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen im Raum zwischen Gera und Meuselwitz drang der Fluss schnell über die Ufer und setzte Gebäudeteile und Keller unter Wasser. Dabei wurde auch die Zipsendorfer Schule betroffen, und an zahlreichen Stellen musste die Feuerwehr Keller leer pumpen. In der Statistik wird die Länge der Schnauder mit 51,6 Kilometern angegeben. Ganz leicht wird eine Berechnung nicht sein, da immer wieder änderungen auftreten können. So wurden in den letzten Jahren Flussbegradigungen durchgeführt. Dadurch fließt die Schnauder viel schneller ab und vermindert die Hochwassergefahr. Auch der Bergbau sorgte für Veränderungen. So erhielt der Fluss zwischen Wildenhain und Groitzsch ein künstliches Flussbett auf einer Länge von acht Kilomtern. Auch ist so mancher kleine Nebenarm verschwunden. Kurz vor Zipsendorf - so verzeichnen es selbst neueste Karten - teilt sich die Schnauder in zwei Arme im Raum der früheren Mühle und unterfließt die Bahnlinie Altenburg-Zeitz, um sich dann östlich des Bahndammes zu vereinigen. Doch wird man heute die Stelle vergeblich suchen, denn bereits westlich vor der Bahnlinie wurde der Seitenarm umgeleitet, der folglich bereits vor der Brücke zur Vereinigung führt. Bauliche Maßnahmen führen immer wieder zu Veränderungen des Verlaufs der Schnauder mit den dazugehörigen Nebenflüssen. In der Schnauderwiese zwischen Schlossgarten und der Zeitzer Straße bildeten sich nach Regenfällen kleine Quellen und ein größerer Teich, der einmal als Badeanstalt genutzt wurde. Heute ist davon nichts mehr zu entdecken. Jetzt durchfließen zwei Arme das nördliche Stadtgebiet. Der Hauptarm fließt an der Orangerie vorbei, während der südliche Teil - auch als Mühlgraben bezeichnet - einst zum Antrieb der altehrwürdigen Meuselwitzer Mühle diente, die viele Jahrhunderte überlebt hatte. Bedauerlicherweise wurde dieses historische Wahrzeichen der Schnauderstadt wegen Baufälligkeit noch kurz vor der Wende abgerissen. Die beiden Flussteile vereinigen sich später kurz vor der Bahnbrücke der ehemaligen Strecke nach Lucka. Bald wird hier die Kohlebahn entlang fahren, dann haben die Reisenden wieder den Blick auf das Schnaudertal mit der so genannten ,Lustigen Insel", die Friedrich Heinrich von Seckendorff im Hungerjahr 1725 anlegen ließ. In einer Art von Arbeitsbeschaffungsmaßnahme mussten Arbeitslose für fünf Pfennig die Stunde Erdarbeiten verrichten und um einen Teich herum Promenadenwege anlegen. Erwähnt sei noch, dass heute hier ein Abflussgraben des Ententeichs in die Schnauder fließt. Schon früh hatten sich Menschen im Schnaudertal angesiedelt. Der fruchtbare Boden, saftige Wiesen, das frische Wasser und der Fischreichtum schufen gute Voraussetzungen dazu. Der Ortsname Lucka deutet auf die Wiesenaue am Fluss hin, noch deutlicher zeugt der Name Schnauderhair-iichen von Ortsgründungen an der Schnauder. Bereits aus dem 12. Jahrhundert ist uns der Fluss mit der Bezeichnung Snudra bekannt, was aus dem althochdeutschen Begriff ,Snudra - aha" gleich ,das fließende Wasser" gebildet wurde. Andere Chronisten nennen die Deutung Schwarzwasser oder Schwarzbach. Die Wasserkraft der Schnauder diente schon sehr lange zum Antrieh von Mühlen. Man spricht von rund 30 Wassermühlen, die einst im Schnaudertal klapperten. Im Jahre 1557 trieben beispielsweise beide Arme des Flusses 24 Mühlen auf einer Länge von 27 Kilometern an. Die letzte Mühle befand sich an der Mündung in Audigast. Immer wieder gab es Streitereien wegen des Schlämmens von Mühlgräben, um Uferbefestigungen oder um die richtige Einhaltung der Mühlenordnung. Heute sind von diesen Mühlen, nur noch Reste erhalten. In Schnauderhainichen steht beispielsweise, noch das Gebäude einer Wassermühle, die bereits 1557 erwähnt wurde. Sie besaß mehrere Mahlgänge. Ein alter Holzbalken mit der Jahreszahl 160;4 erinnerte an den ältesten bekannten Müller mit dem Namen Christoph Uhlmann. Gut erhalten ist die Mühle in Wintersdorf, wo die technischen Einrichtungen noch durch die Elektroenergie funktionsfähig sind.

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Quellenangaben:
   Text: H.-J.Klingner (OVZ)