Geschichtliches
Ereignisse in und um Meuselwitz während des Befreiungskrieges im Jahre 1813 vor der Völkerschlacht bei Leipzig
(nach einer Aufzeichnung der Kirchenchronik Falkenhain)



Am 28. September 1813 fand bei Meuselwitz ein Gefecht zwischen den russischen Verbündeten und den Franzosen statt. Die Artillerie schoß vom Galgenberg über die Stadt hinweg. Am Meedenholz sind 50 Franzosen gefallen. De Franzosen zogen sich aus Meuselwitz zurück. Die russischen Verbündeten, die Kosaken, plünderten am 29. September Meuselwitz. In Meuselwitz lagen vor der Schlacht bei Leipzig 4000 Russen. Der Großfürst campierte mit 20 Generälen auf dem Schloß. Anfang Oktober waren die preußischen, österreichischen und russischen Armeekorps öfters in Sachsen eingedrungen. Ein starkes Korps unter dem Kommando des russischen Chefs, des Grafen von Wittgenstein, kam in die Näh von Altenburg und Borna. Ein Kosakenobrist lag in Michelwitz, welcher für die benachbarten Dörfer, zu denen auch Falkenhain gehörte, Requisitionen an Lebensmitteln ausschrieb. Am 12. Oktober kam deshalb abends ein Kosakenoffizier, welcher Ronow hieß, hier in Falkenhain an und quartierte sich mit 12 Kosaken auf dem Hofe ein. Ronow, gebürtig aus Forostaw, war ein guter Mensch. Auf Anweisung des Obristen aus Michelwitz mußte er trotzdem 184 Pfund Brot, 51 Pfund Salz, 12 Kannen Branntwein, Hafer, Heu, Erdbirnen, Fleisch und Grütze in solchen Mengen fordern, daß der Ort nicht wußte, wie er es aufbringen sollte, zumal vorher schon viele Lebensmittel nach Zeitz abgegangen waren. Es wurden Vorstellungen beim Obristen in Michelwitz gemacht, der aber bestand auf die Forderungen. Es mußte nun ans Werk geschritten werden, alles, was da war, wurde zusammengebracht. Fünf Wagen gingen ab, aber der Obrist war damit nicht zufrieden. Die Kosaken kamen wieder, es wurden daher noch zwei Wagen, einer mit Brot und einer mit Hafer, beladen. Damit war der Obrist endlich zufriedengestellt. Diese letzten Wagen gingen mittags am 17. Oktober hier ab, nachdem die Kosaken fünf Tage hier gewesen und gezecht hatten. Unterdessen waren mittag am 14. Oktober die russischen und preußischen Garden unter Anführung des Großfürsten Krestantie in Meuselwitz angekommen. Sie bezogen bei Zipsendorf einen Biwak. Die Hütten fingen am Rusendorfer Steige, wo er aus dem Glaserkopf herausgeht, an und zogen sich bis Zipsendorf und Brossen in zwei Reihen dicht bei einander herab. Die Hütten waren aus Birkenreisig und Stroh zusammengebaut. Die Hölzer in der Nähe haben sehr gelitten, es wurden ganze Bäume abgehauen. Noch mehr litten die nahegelegenen Dörfer, in welche die russischen Gardisten eindrangen, Stroh holten Vieh nahmen und andere Lebensmittel wegtrugen. Selbst an Kleidungsstücken und anderen Dingen vergriffen sie sich. Auch in Falkenhain war dies der Fall. Unsere Einwohner hatten an Vieh, Betten und Kleidungsstücken große Verluste. Besonders war die Windmühle dem Andrange vieler ausgesetzt. Zum Glück für das Dorf kamen auf den Hof zwei russische Generäle, Rosnikow und Ubanow. Sie geboten dem Eindrange Einhalt. Auf der Pfarrei waren fünf russische Gardisten einquartiert, welche schlugen und viel heraustragen ließen. Es herrschte große Angst und Not. Ein ums andere Mal sah man Einwohner ängstlich weinend kommen und um Hilfe rufen. Am anderen Tag mittags brach das Biwak auf, die Stunde der Erlösung schlug. Es marschierte alles nach Pegau und die preußischen Garden gingen ruhig durchs Dorf. Auch am dritten Tag dem Sonnabend, gingen noch immer viele Trupps und Gepäck hier durch. So auch noch am Sonntag, weshalb die Kirche ausgesetzt wurde. Nur mittags um ein Uhr wurde Betstunde gehalten. Die Angst und Not war groß, aber doch war Gott uns mit Hilfe nahe, da er die Not nicht anhalten ließ und uns mit den Generälen Retter und Engel sendete. Sein Name sei gelobt.

Anmerkung:
Die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht des Herbstfeldzuges 1813 der Befreiungskriege. Die Operationen der verbündeten Armeen zwangen Napoleon I. zum Rückzug von Dresden nach Leipzig, wo es nach zahlreichen Vorgefechten am 16. Oktober zur "Völkerschlacht" (205000 Mann der Alliierten gegen 190000 der französischen Armee) kam, am 19. Oktober zur Einnahme von Leipzig und Gefangennahme König Friedrich Augusts I. von Sachsen; Napoleon entkam.

  Verweise zum Thema:
   
Quellenangaben:
   Text aus: Bote von der Schnauder 11/95, Autor R.Steinert