Geschichtliches Geschichtliche Entwicklung der Stadt Meuselwitz
Erste urkundliche Erwähnung
Als Muzelbuze wurde im Jahre 1139 der Name des heutigen Meuselwitz zum ersten
Male urkundlich erwähnt. 1169, im Zusammenhang mit den Einkünften der
St. Peterskirche in Zeitz, tauchte der Name Arn von Muselbuce auf. Erst
etwa 200 Jahre später werden die Informationen zahlreicher.
Nach wechselvoller Geschichte unter verschiedenen Besitzern siedelten sich
ab 1577 neben Kaufleuten auch die Innungen der Tuchmacher, Leineweber,
Gerber und Schuhmacher an.
Einer der Gründe für die überwiegend textiele Ansiedlung war, daß im Gebiet um Meuselwitz überwiegend Landwirtschaft und hierbei speziell Schafzucht betrieben wurde.
Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, ein Großfeuer 1623 und ein weiteres 1639, bei dem fast der ganze Ort abbrannte, sowie die Pest 1626 bildeten für die Ortsentwicklung große Rückschläge.
1670 wurde bei Meuselwitz brennbare Erde gefunden und ein erstes Bergwerk in dieser Gegend entstand.
Die Seckendorffs kommen nach Meuselwitz
Seit 1676 ist die Geschichte des Ortes mit der Geschichte der Familie von Seckendorff verbunden.
Veit Ludwig von Seckendorff, am 20. Dezember 1626 in Herzogenaurach bei Erlangen geboren, machte nach sei
nen Studien der Theologie, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft an der Universität Straßburg schnell
Karriere. Sein Wissen öffnete ihm die Türen in den Verwaltungsdienst. Als 1Ojähriger trat eI in den Dienst Her
zog Emst von Sachsen Coburg-Gotha. 1664 holte ihn der Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz in seine Dienste und ernannte ihn zum Konsistorialpräsidenten. Seckendorff
aber wollte der Wissenschaft dienen, und so legte er 1681 alle seine ämter, bis auf das Amt eines Landschafts- und
Steuerinspektors in Altenburg, nieder. In diesem Jahre 1676 ließ er sich auf seinem Gut in Meuselwitz nieder, wo
er bis kurz vor seinem Tode, am 18. Dezember 1692, wohnte.
Er verfaßte theologische und pädagogische Werke, veröffentlichte u. a. seinen .Teutschen Fürstenstaat", der noch
bis weit in das 18. Jahrhundert hinein Grundlage der Rechtsvorlesungen an den Universitäten war. Er ver
suchte sich aber auch als Dichter. Seines Bruders Sohn übernahm den Besitz und es ent
stand 1709 unter Generalfeldmarschall und Reichsgrafen Heinrich von Seckendorff des Schloßpark im französisch-
holländischen Stil. Von 1724 bis 1727 ließ Friedich Heinrich von Seckendorff
das Schloß umbauen (Barockschloß), der Park wurde ausgebaut, die Orangerie entstand.
Durch den Zusammenschluß der Meister Herbst und Boch entstand 1834 der erste Textilgroßbetrieb mit weit über
100 Beschäftigten.
Meuselwitz erhält das Stadtrecht
In den Jahren 1861 bis 1862 wurde das Rathaus erbaut
und im Jahre 1874 erhielt Meuselwitz Stadtrecht. Zu dieser Zeit war der Bergbau bereits in vollem Gange.
Zwei Jahre später siedelte sich mit der Gründung der Eisengießerei und Maschinenfabrik "Heymer und Pilz" der
Werkzeugmaschinenbau in Meuselwitz an. Bedeutung erlangte auch die 1901 von Kommerzienrat
Hentschel und Kaufmann Müller gegründete Porzellanfabrik, deren Produktionspalette die verschiedensten Isola
toren umfaßte. Zwischen 1900 und 1910 entstanden zahlreiche Häuser,
Straßen und Bürgersteige wurden gepflastert und das Kanalnetz wurde fertiggestellt.
1913 kaufte Paul Kahle die Herbstsche Kammgarnspinnerei, daraus entstand eine mechanische Baumwollweberei.
Ab 1928 ging der Bergbau, bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, rapide zurück, mehrere Gruben mußten
schließen.
Nach dem schweren anglo-amesikanischen Luftangriff am 20. 2. 1945 waren große Teile von Meuselwitz zerstört.
Der Angriff galt den Hallen der ehemaligen Porzellanfabrik und späteren Hugo Schneider AG Leipzig (HASAG),
die seit 1939 für umfangreiche Rüstungsproduhtion genutzt wurden. Fast alle Produktionsbetriebe standen da
mals still und erst nach und nach konnte die Arbeit wie der aufgenommen werden. Einige des traditionsreichen
Gruben aber blieben für immer geschlossen. Auch das Seckendorffsche Schloß war stark beschädigt, 1947 erfolgte der Abriß.
1947 wurde Bünauroda eingemeindet.
Meuselwitz zu DDR-Zeiten
Zwischen 1949 und 1964 entstanden 608 neue Wohnun
gen, 15 Eigenheime wurden gebaut.
1952 durch die Ländesaufgliederung wurde Meuselwitz dem Bezirk Leipzig zugeordnet. Der Werkzeugmaschi
nenbau nahm einen großen Aufschwung, daneben war die Baumwollweberei ein nicht zu unterschätzender Be
trieb in Meuselwitz geworden. Neben neuen Wohnungen entstanden kulturelle und soziale Einrichtungen, Sport
stätten.
Im November 1969 war Baubeginn für die Graugießerei Meuselwitz bei Bünauroda; nach 18 Monaten wurde der
erste Bauabschnitt in Betrieb genommen.
1973 wurden Zipsendorf, Neupoderschau und Brossen eingemeindet.
Zwischen 1970 und 1989 wurden zunächst 32 Betriebe und Einrichtungen, sowie 138 Wohnungen an das Fernwärmenetz angeschlossen.
Meuselwitz nach der Wende
Seit 1991 gehört Meuselwitz wieder zu Thüringen. In den letzten Monaten sind im innerstädtischen Bereich
zahlreiche Veränderungen vor sich gegangen. Umbauten, Neubauten und rekonstruierte Gebäude prägen das
Stadtbild. Die Stadt ist attraktiver, das Wohnen ist angenehmer geworden.
Bei den vielfältigen Bauvorhaben ist zunächst eine umfassende Rekonstruktion und Wiederherstellung der In
frastruktur zu nennen. Straßenweise werden Strom-, Gas-, Trink- und Abwasserleitungen ausgetauscht, Tele
fon- und Fernwärmeleitungen werden gelegt und danach die Straßendecken saniert.
Die Abwasserleitungen werden über Sammelsysteme zu der derzeit im Bau befindlichen zentralen K1äranlage ge
führt, deren Standort sich unweit des alten Klärwerkes der ehemaligen Braunkolengrube ,,Fortschritt" befin
det. Die alte Kläranlage, die seit den 50er Jahren nicht mehr nutzbar ist, hatte allerdings für die Stadt auch da
mals wenig Bedeutung, da nur Teilbereiche dort eingebunden waren.
Schon in früheren Zeiten war Meuselwitz zentraler Marktflecken und besonders durch die Braunkohlenge
winnung in ihrer Blütezeit eine moderne und wohlhabende Stadt, was sich an vielen Fassaden im Zentrum der
Stadt noch erkennen läßt. Für das traditionelle Einzugsgebiet von derzeit 20.000 Einwohnern soll Meuselwitz
auch weiterhin seine zentrale Stellung behalten und weiter ausbauen. Rekonstruktionen und Neubauten im in
nerstädtischen Bereich werden im traditionellen Stil in der Kopplung von Wohn- und Geschäftsräumen ausge
führt.
Beispiel dafür ist u. a. das Gebäude Baderdamm 2, in dem neben Geschäftsräumen auch die ersten drei Eigentums
wohnungen im September 1991 von ihren Besitzern übernommen wurden.
Der innerstädtische Bereich wird in seiner Gestaltung von kulturellen Einnchtungen und Einkaufsmöglichkei
ten auf ein gehobenes Niveau ausgerichtet. Dazu trägt sowohl das im Bau befindliche City-Center bei, als auch
die für die Folgezeit geplanten City-Passagen. Neben den vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten im Stadtgebiet besitzt die Stadt an der VerbindungsstraRe zum
Stadtteil Zipsendorf einen provisonschen Verkaufsmarkt, der in absehbarer Zeit zu einem Discount-Markt
umgebaut und ennreitert wird.
Seit 1970 ist die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Meuselwitz rückläufig, sie sanken von ca. 13.000 auf der
zeit etwa 10.300. Das ist u. a. auf die Nachwirkungen alter Wohnungsbaupolitik zurückzuführen, die beispielsweise
keine Wohnungsneubauten vorsah. Nun werden verstärkte Anstrengungen unternommen, diesen Zustand
zu verändern. Dazu entsteht im Bereich Zipsendorf im Rahmen des Mietwohnungsbaues ein Wohngebiet mit
zunächst 150 Wohnungen und entsprechender Nahversorgung.
Für das Wohn- und Gewerbegebiet Obere Altenburger Straße sind neben Standorten für Eigenheime auch wei
tere Eigentumswohnungen vorgesehen.
Ein weiteres Gewerbe- und Industrieansiedlungsgebiet mit Dominanz an produzierendem Gewerbe ist an der
Luckaer Straße vorgesehen. Auch die Alt-Industriestandort Hochfrequenzwerk, Ingenieurbüro für Rationalisierungsmittelbau, Mibrag, IMO (Industriemontagen Mer-
seburg) und Z 3 (alte Brikettfabrik Zipsendorf) sollen wieder einer industriellen Nutzung zugeführt werden, um
somit Arbeitsplätze zu schaffen.
Mit all diesen Maßnahmen versucht die Stadt, an die industrielle Vergangenheit anzuknüpfen. Sie sind darauf
gerichtet, auch das Randgebiet weiter zu erschließen und für neue Industrieansiedlungen interessant und at
traktiv zu machen.
Um aber für neue Investoren interessant und attraktiv zu sein, gehören auch die Bereiche der medizinischen Ver
soIgung sowie Kultur- und Freizeitangebote zu den überlegungen.
Die ehemalige Poliklinik Zipsendorf wurde zum Ärztehaus umgebaut und beinhaltet neben drei Ärztpraxen
auch Sauerstoff-Mehrschritttherapie , Massage und Sauna.
Seit Dezember 1991 wird die ehemalige Poliklinik Meuselwitz zu einem Seniorenheim umgebaut. Die bisher
dort tätigen Ärzte sind in neue Praxisräume im Baderdamm 7 bzw. im ärztehaus Zipsendorf umgezogen. Auch
das City-Center wird neue Behandlungsräume beinhalten.
Den Traditionen der Geschichte der Stadt verpflichtet werden der barocke Schloßpark und die Orangerie in den
nächsten Jahren umfassend rekonstruiert. Die Anlagen des Wirker-Parks werden über ABM-Maßnahmen in ord
nungsgemäßen Zustand gebracht und sollen nach historischen Pflanz- und Wegeplänen wieder in den Original
zustand versetzt werden.
Der Vorhaben- und Erschließungsplan sieht außerdem ein vielseitiges Sport- und Freizeitzentrum vor. Zusam
men mit den Möglichkeiten des Schloßparkes entsteht damit im Zentrum von Meuselwitz ein geschlossener Er
holungs- und Freizeitbereich, der außerdem den Stadtteil Zipsendorf näher mit Meuselwitz verschmelzen läßt.