Meuselwitzer Zeitgeschehen
Herbst im Schnaudertal



In bleichen Schleiern fällt des Herbstes zunehmende Starre über Wiesen und Felder hernieder. Wenn am Tage die Sonne in das weite Tal versöhnend ihre blanken Strahlen schüttet, dann will noch einmal alle Schönheit reifer Stunden aufbrechen, und wir lachen hinaus in die seltenen Tage, die ganz Leuchten und Glanz und letzte Erfüllung sind. Und doch erkalten die goldenen Sonnenflammen, das Blühen der Herbstblumen kann uns trotz aller bunter Reize nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Wärme und alles sehnsüchtige Glück des Sommers schon darin fehlen. Und wo die Herbstzeitlosen aus dem kurzen Grase brechen und der Wiesen saftiges Grün noch einmal bunt durchwirken, da liegt das Zittern herben Erschauerns schon darüber. Der Glanz ist tot, das Leuchten wird von Tag zu Tag kälter, der blütenreiche, heiterumkränzte Bogen des Jahres sinkt herab und will in wenigen Wochen schon flackernden Verzucken sterben. Nun raunt der Fluß mit seinem trüben Wasser nicht mehr das Lied sehnsuchtsweiter Sommerlust; er trägt graue Last der Einsamkeit und gelbwelkende Blätter wie trübe Gedanken. An seinem Ufer stehen Rinder und grasen die weiche Hülle der Wiesen ab, und drüben geht der Bauer bedachten Schrittes hinter dem Pfluge, reiht Furche an Furche und ackert stumm seinen frommen Wunsch und sein tatbereites Hoffen auf neue Ernte und Erfüllung ein. Bauernwerk geht den Kreis des Jahres auf und ab, und nun es am Ende steht, sät es neuen Anfang aus Schlafen und Säen zu Keim und Frucht.
  Verweise zum Thema:
   
Quellenangaben:
   Text aus: Die Heimat 11/39