Geschichtliches
Max Bohne - Falkenhains bedeutendster Kommunalpolitiker



Als am 21. 4.1945 die Amerikaner in Falkenhain einmarschierten, wurde kurz danach Max Bohne von dem militärischen Gouverneur in Zeitz, Daniel J. Keogan, als Bürgermeister von Falkenhain eingesetzt. Falkenhain zählte zu dieser Zeit noch zum Kreis Zeitz.
Dies ist Anlaß genug, den Lebensweg von Falkenhains bedeutendstem Kommunalpolitiker aufzuzeichnen.
Emil Max Bohne wurde am 11. 6. 1879 als Sohn des Schmiedes und Bohrmeisters Christian Friedrich Wilhelm Bohne in Brandis geboren, seine Mutter, Auguste Marie, war eine geborene Schmidt. Zusammen mit zwei Brüdern (Wilhelm und Georg) und vier Schwestern (Martha, Gertrud, Alma und Frieda) erlebte er seine ersten Kindheitsjahre in Brandis, hier kam er auch zur Schule. Die Familie siedelte 1891 nach Halle (Saale) um. Max Bohne besuchte hier die Städtische Volksschule in der Hermannstraße (Nordbezirk). Am 22. 3. 1893 ging seine Schulzeit zu Ende. Das Entlassungszeugnis ist noch vorhanden, sein Klassenlehrer Fr. Lehmann stellte ihm ein gutes Zeugnis aus. Dieser Lehrer schrieb in sein Poesiealbum folgenden Spruch: "Wo Du den Weg nicht weißt, folg' einem Führer Du; doch ob der Führer auch den Weg weiß, siehe zu."
Dieses Poesiealbum aus dem Jahre 1893 ist auch noch vorhanden.
In dem Bohrbetrieb Gebrüder Schmidt in Hohenthurm (bei Halle) erlernte er den Beruf eines Bohrmeisters, die Gebrüder Schmidt waren Brüder seiner Mutter. Aus diesem Betrieb ist später der Schachtbau Welzow hervorgegangen. Nach seiner Lehre war er mehrere Jahre als Bohrmeister tätig, so auch in Wanzleben, Mansfelder Seekreis. In Großkugel (Saalekreis) lernte er seine spätere Frau kennen, die Schneiderin Auguste Anna Glöckner, geboren am 1. 4. 1879. Sie heirateten am 28. 1. 1906 in Oschmünde (Saalekreis), die kirchliche Einsegnung, beide waren evangelisch, erfolgte in Großkugel durch Pfarrer Conradi. Am z. 9. 1906 kam in Großkugel ihr Sohn Wilhelm Max zur Welt.
Als die Eltern von Max Bohne nach Rusendorf (Kreis Zeitz) zogen, folgte ihnen die junge Familie. Max Bohne fand in der Grube Phönix, die im Jahre 1905 errichtet wurde, Arbeit als Lokomotivführer. Aus dieser Grube bildete sich am 1. 4. 1909 die Phönix Aktiengesellschaft für Braunkohlenverwertung Mumsdorf (Thür.). In Rusendorf wurde am 21. 7. 1909 ihr zweites Kind geboren, ihre Tochter Anna Erna. In den Jahren 1907 bis 1910 baute der Falkenhainer Baumeister Otto Baum mehrere Häuser in Falkenhain, eines davon kaufte im Jahre 1909 die Familie Max Bohne. Dieses Haus ist auch heute noch in Familienbesitz, es steht in der Friedrich-EngelsStraße und trägt die Hausnummer 9.
Einen schweren Schicksalsschlag mußte die Familie 1916 erleiden, am 19. 10. verstarb ihre Tochter an Diphtherie.
Als der 1. Weltkrieg zu Ende ging, wurde Max Bohne ehrenamtlicher Gemeindevorsteher von Falkenhain. Nun begann eine beispiellose erfolgreiche Schaffensperiode des Max Bohne zum Wohle der Gemeinde Falkenhain. Zu Beginn der 20er Jahre, als die Not unter der Bevölkerung, bedingt durch den 1. Weltkrieg, immer größer wurde, rief er eine Sammlung ins Leben, die auch heute noch in Falkenhain Bestand hat: Wenn ein Falkenhainer Einwohner stirbt, organisieren die Nachbarn eine Geldsammlung, die den gesamten Ort umfaßt. In Zeiten der Not war das für viele Einwohner eine wirksame Hilfe.
Am 1. 11. 1921 wurde die Freiwillige Feuerwehr Falkenhain-Rusendorf gegründet, Max Bohne zählte zu den Gründungsmitgliedern.
Bedingt durch die rasche Entwicklung des Braunkohlenbergbaues in unserer Region, herrschte in Falkenhain große Wohnungsnot, die Einwohnerzahl stieg rasch an. Max Bohne erstellte ein umfangreiches Wohnungsprogramm. In geschickten Verhandlungen mit der Phönix Aktiengesellschaft erreichte er, daß diese Gesellschaft hauptsächlich in Falkenhain für ihre Belegschaft Häuser bauen ließ. In den Jahren 1921 bis 1928 errichtete die Bergmannswohnstätten-Gesellschaft MeuselwitzRositz mbH in Falkenhain 29 Siedlungshäuser mit 86 Wohnungen. Das Dorfbild veränderte sich wesentlich. Mit dem Bau einer neuen Schule wurde auch das bestehende Schulproblem gelöst. Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. 7.1925, die Einweihung fand am 16. 4. 1926 statt.
Zu Ehren der Opfer des I. Weltkrieges weihte er am 8.3.1926 das Gefallenendenkmal ein.
Unter seine Regie fällt auch der 1926 erfolgte Bau der Konsumverkaufsstelle mit einer Wohnungseinheit (heute Thälmannring Nr. 3) und der Bau von zwei großen Gemeindehäusern zu Beginn der 30er Jahre (Heute Gartenstraße Nr. 1 und FriedrichEngels-Straße Nr. 14).
1927 bekam Falkenhain auch eine Wasserleitung. Der Ort bezog das Trinkwasser sehr billig von der Phönix Aktiengesellschaft.
Bald nach dem Bau der neuen Schule berief der Schulverband Max Bohne zum Schulvorsteher. Der Schulverband setzte sich zu dieser Zeit aus den Gemeinden Falkenhain und Rusendorf zusammen, eigenständig dazu zählte auch noch der Gutsbezirk Falkenhain. Weil er sich zu sehr für die Belange der Arbeiter einsetzte, kam es zu Differenzen zwischen ihm und dem Direktorium der Phönix Aktiengesellschaft. Die gegenseitigen Auffassungen führten schließlich dazu, daß er von der Direktion entlassen wurde. Fortan übte er seine Tätigkeit als Ortsvorsteher hauptamtlich aus.
Während seiner Amtszeit, mit Wirkung vom 30. 9. 1928, wurde der Gutsbezirk Falkenhain mit der Gemeinde Falkenhain vereinigt. Bis zu diesem Zeitpunkt bildete der Gutsbezirk immer eine selbständige Einheit. Mit Wirkung vom 1.10.1932, auf Beschluß des Preußischen Staatsministeriums, wurde die Landgemeinde Rusendorf in die Landgemeinde Falkenhain eingemeindet. Der Ort Rusendorf war der erste Ort in unserer Region, der in den Jahren 1927 bis 1934 durch den Braunkohlenabbau für immer von der Landkarte verschwand.
Leider wurde das erfolgreiche Schaffen dieses hervorragenden Mannes 1933 jäh unterbrochen. Als die Nationalsozialisten 1933 das Ermäch Daraufhin übernahm er die Falkenhainer Poststelle. Erwähnenswert aus seiner Zeit als Postangestellter ist, daß er in den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1945 mit einem Pferdefuhrwerk nach Pegau fuhr und so die Postgeschäfte für die Orte Falkenhain, Prößdorf und Hemmendorf erledigte. Diese Fahrten waren in Zeiten der Bomben- und Tieffliegerangriffe mit großen Gefahren verbunden.
Nach der Besetzung Falkenhains durch die Amerikaner wurde Max Bohne zum z. Mal Bürgermeister von Falkenhain. Das Schriftstück der Einstellung als Bürgermeister durch die Amerikaner ist im Original noch vorhanden.
Leider hatte er in dieser Zeit einen herben Verlust zu beklagen, am 21. 5. 1945 starb seine Frau nach 39 Jahren Gemeinsamkeit.
Ende Juni 1945 zogen sich die Amerikaner aus Mitteldeutschland zurück, die Rote Armee marschierte Anfang Juli 1945 in dieses Gebiet ein. Max Bohne verlor damit zum z. Mal durch eine Diktatur sein Amt als Bürgermeister zum großen Nachteil für den Ort Falkenhain. 1946 verlor er dann auch noch die Poststelle. Als strebsamer Mensch und trotz aller Schikanen setzte sich Max Bohne aber nicht zur Ruhe. Bis ins hohe Alter war er in Falkenhain als Zweigstellenleiter der Sparkasse Zipsendorf tätig. Nach einem arbeitsreichen Leben voller Höhepunkte und Erfolge, aber auch mit vielen nicht selbstverschuldeten Tiefen bedingt durch zwei Diktaturen, endete im Alter von 90 Jahren am z. 6. 1969 der Lebensweg dieses hervorragenden Mannes, auf dem evangelischen Friedhof Falkenhain fand er seine letzte Ruhestätte.
Seine großen Verdienste für den Ort Falkenhain wurden leider bisher in keiner Weise gewürdigt.

Reinhard Steinert, ehrenamtlicher Ortschronist

  Verweise zum Thema:
   Ortsteile: Falkenhain

Quellenangaben:
   Text aus: "Unsere Heimat" Heft 7 (1998)