Wissenswertes
Aus der Geschichte Meuselwitzer Gesangvereine



Man könnte viele Seiten füllen, um all das zusammenzufassen, was im Verlaufe vieler Jahre zur Geschichte der Meuselwitzer Gesangvereine schon bekannt geworden ist. Auch hier wieder ist es Heinrich Meyer, der in seinen zahlreichen Aufzeichnungen zur Stadtgeschichte Wesentliches über die Entwicklung der Sängerbewegung zu berichten wußte. So erfahren wir, daß bereits 1670 das Neujahrssingen der Schulkinder dazu diente, die dürftigen Einkünfte eines Lehrers aufzubessern. Auch ist bekannt, daß der Kantor Gottfried Köhler Ende des 17. Jahrhunderts einen Kirchenchor leitete und sich auch Alfred von Seckendorff mit Eifer für das Singen zur Ausgestaltung des Gottesdienstes eingesetzt hat. Ein wirklich namhafter Vertreter in der Kirchenmusik unserer Stadt war der Kantor Edmund Jahn. Den ersten Gesangverein in Meuselwitz gründete 1842 der Gesangspädagoge Baumgarten. Die übungsabende führte der Chor, der als der Baumgartensche Verein bezeichnet wurde, in der Gaststätte "Weinberg" durch. Der sangesfrohe Organist Hartung organisierte recht häufig musikalische Familienabende mit gemischtchörigen Stücken. Später entwickelte sich hieraus der "Musikalische Verein", der beispielsweise im "Stadthaus" oder in der "Weintraube" Konzerte veranstaltete. Geboten wurden besonders klassische Werke von Schumann, Schubert oder Mendelssohn-Bartholdy. Auch die Programme der nachfolgenden "Erholungsgesellschaft" waren noch nicht für die breite Masse gedacht. Breite Popularität in der gesamten Bevölkerung fanden dagegen die verschiedenen Männergesangvereine unserer Stadt. Der Männerturnverein "Germania" gründete bereits 1865 den ersten dieser Chöre. Der Chronist Meyer bezeichnet die Zeit von 1890 - 1910 als eine musikalische Gründerzeit in Meuselwitz. In diesen Jahren entstanden der Gesangverein der Maschinenfabrik Heymer & Pilz, der Oratorienverein, der Männergesangverein "Liederhof", der gemischte Chor "Einigkeit", die "Alpenrose", die "Sängervereinigung" und schließiich noch 1913 der Männergesangverein "Keramik". Der bedeutendste Chor unserer Stadt war zweifellos der "Männergesangverein", der 1873 zuerst vom Organisten Hartung geleitet wurde. In jenen Jahren wirtschaftlichen Aufstiegs befruchtet dieser Chor auch das gesellschaftliche Leben unserer Stadt. Die damaligen Programme dokumentieren, daß das allgemeine Unterhaltungs- bedürfnis befriedigt werden sollte. So fanden besonders Couplets einen sehr großen Anklang. In den späteren Jahren unter der Leitung von Rektor Hempel und insbesondere von Kantor Jahn gewann der Chor zusehendst an künstlerischer Bedeutung. Das erkennt man schon allein aus der Tatsache, daß der Männergesangverein an allen Sängertagen des Osterländischen Sängerbundes und an den Festen des Deutschen Sängerbundes 1907 in Breslau, 1912 in Nürnberg, 1924 in Hannover, 1928 in Wien und 1932 in Frankfurt erfolgreich beteiligt war. Anläßlich des 80jährigen Bestehens des berühmten Vereins im Jahre 1933 vermerkt der Chronist, daß es in Meuselwitz keine öffentliche Veranstaltung von allgemeiner Bedeutung gegeben hat, an der der Chor seit 6 Jahrzehnten nicht beteiligt gewesen wäre. übrigens war auch der Arbeiterdichter aus unserem Ort, Bruno Hüfner, viele Jahre lang ein eifriges Mitglied des Männergesangvereins. Auch jn der Zeit nach 1945 gab es in unserer Stadt eine Reihe von beachtlichen Chören. So entstanden unter Leitung von Felix Penndorf in Zipsendorf und Meuselwitz zwei gemischte Gemeindechöre. Diese Chöre führten Sängertreffen in unserer Umgebung durch und beteiligten sich u.a. an Singspielen und Karnevalsveranstaltungen. Sehr bekannt war auch der Betriebschor der Gummiwerker aus Zipsendorf unter der Leitung des Musiklehrers Siegfried Scholz. Dieser gemischte Chor, der in den 6Oer Jahren entstand, nahm wiederholt an Chorausscheiden teil und wurde mehrfach mit dem Titel "Hervorragendes Volkskunstkollektiv" geehrt. Neben Auftritten im Altenburger Schloß wirkte der Chor auch mit in der Fern- sehübertragung "Alles singt". Von 1971 -1985 leitete Helmut Wünderlich den gemischten Chor der Maschinenfabrik Meuselwitz. Dieser Chor beteiligte sich beispielsweise an der Rund- funksendung "Das mü0te doch zu machen sein". Auch nahm er gemeinsam mit dem Opernchor des Landestheaters bei Schülerkonzerten teil. Mit der Auszeichnung "Verdientes Volkskunstensemble der DDR" wurde die Arbeit des Chores gewürdigt. Zwei Klampfenchöre mit über 30 Teilnehmern, die leider nur kurze Zeit bestanden, sind mit den Namen von W. Lösche und H. Meschke verbunden. Nicht unerwähnt lassen sollte man auch die beständige Arbeit der Meuselwitzer Kirchenchöre, die ganz wesentlich zur festlichen Ausgestaltung der Gottesdienste und kirchlichen Belange beitrugen. Als Dirigenten wirken derzeit Johannes Leue in der evangelischen Kirche und Walter Friesel in der katholischen Gemeinde. Im Mai 1992 wurde in Meuselwitz ein Stadtchor gegründet, der aus rund 40 Mitgliedern besteht. Als Chorleiter konnte Heinz Müller gewonnen werden, der viele Jahre als Chordirektor am Landestheater Altenburg tätig war. Dank seines zielstrebigen und äußerst engagierten Wirkens konnte der noch junge gemischte Chor schnell auf sich auf merksam machen. Davon zeugen verschiedene erfolgreiche Auftritte wie beispielsweise beim 1. Landeswettbewerb der besten Laienchöre Thüringens in Weimar. Betrachtet man die lange Geschichte Meuselwitzer Gesangvereine, so bestätigt sich erneut die These, daß ein guter Chor steht und fällt mit dem Können und der Persönlichkeit des Leiters. Mögen auch in Zukunft die Stimmen Meuselwitzer Sangesfreunde zur Freude aller Musikliebhaber erklingen.

Hans-Joachim Klinger

  Verweise zum Thema:
   Lexikon: Verschiedene Einträge

Quellenangaben:
   Text aus: "Unsere Heimat" Heft 4 (1995)