Geschichtliches
Erinnerungen an die Mühle in Schauderhainichen



Unsere Schnauder, die mit zwei Duellarmen im Zeitzer Lößhügelland entspringt, ist schon urkundlich seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Damals tauchte der Name Snudra in einer Chronik auf. Heinrich Meyer, der in den 30er Jahren schon einmal über die Schnaudermühlen berichtet hatte, nennt allerdings die Bezeichnung Sendra. Er erwähnte auch, daß bereits 1536 insgesamt 31 Mühlen an der Schnauder gelegen haben, die bis ins 19. Jahrhundert hinein Bestand hatten. Durch die Technisierung gingen diese aber nach und nach ein. Auf alle Fälle war die Schnauder ein echter Mühlenbach. So ist in einem Gedicht beschrieben, daß der Fluß "unverdrossen, ohne Rast, von Kölbis bis nach Audigast" zahlreiche Mühlen antrieb. Aus unserem Raum sind die Mühlen in Oelsen, Brossen, Zipsendorf und Meuselwitz schon im 17. Jahrhundert namentlich erwähnt worden. Die Mühle in Schnauderhainichen, von der hier noch ein wenig mehr erzählt werden soll, gilt als sehr alt, denn man kann bereits seit 1557 aus einer Mühlenordnung von ihr hören. In einer späteren Akte 1818 wird ausgesagt, daß die Mühle drei Mahlgänge, eine ölmühle und zwei oberschlächtige Räder und ein unterschlächtiges besaß. Vom Chronisten Meyer erfahren wir weiter etwas vom ältesten bekannten Müller mit dem Namen Christoph Uhlmann. Ein Holzbalken mit der Jahreszahl 1603 erinnerte an ihn. Er besaß nicht weniger als 14 Kinder und mußte ein sehr rechtschaffender Mensch gewesen sein, der sich streng an der Vereinbarung hielt, kein Getreide aus Meuselwitz zum Mahlen anzunehmen. Damals besaß die Mühle zwei Mahl- und einen Schrotgang. Unter der Dynastie von drei Müllern der Familie Schlieff kam es wiederholt zu Streitigkeiten wegen der verbotenen Einfuhr von Mahlgetreide aus Meuselwitz, denn dadurch wurde die Existenzgrundlage des Meuselwitzer Pachtmüllers gefährdet. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege war ein Johann Gottlieb Weber der Betreiber der Mühle. Er führte Klage gegen das Rittergut Heukendorf wegen unterlassener Räumung eines Grabens, der als Abfluß der Schnauder bei Hochwasser diente. Erst nach jahrelangem Streit kam es zu einer befriedigenden Lösung. Bei zu hohem Wasserstand des Flusses konnten sich die Mühlräder nicht drehen. Bei der Hochwasserkatastrophe im Mai 1921 waren die Räder dieser Mühle ebenfalls zum Stillstand gekommen. überhaupt hatten die Müller aus Schnauderhainichen so mancherlei Probleme. Bald ging es um die Festsetzung einer neuen Mühlenordnung, dann konnte man sich wegen des Beutelgeldes und der Mahlmetze nicht einigen. Dabei ging es um bestimmte Anteile, die den im Mühlengewerbe Beschäftigten zustanden.
Für viel Aufsehen sorgte der Müller Traugott Weber. Er wurde im Revolutionsjahr 1848 der Befehlshaber einer Bürgergarde des Ortes, die aus rund 50 Mann bestand. Diese Truppe zog mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne auch nach Altenburg und beteiligte sich am dortigen Aufstand. Die Mühlenräder von Schnauderhainichen drehten sich mit Hilfe des Wassers noch bis 1946. Damals war Kurt Naumann der Mühlenbesitzer. Danach betrieb in Pacht ein Herr Kraus mit Elektroantrieb noch eine kurze Zeit die Anlage. Dann kam leider das Ende dertraditionsreichen Mühle. Allerdings ist das Gebäude noch in gutem Zustand. Die Tochter des Müllers Naumann wohnt heute in dem schmucken umgebauten Wohnhaus im Schnaudertal. Von dem Balken mit der alten Jahreszahl ist nichts mehr vorzufinden. Auch sucht man vergeblich nach der Sandsteinplatte mit der Inschrift "Traugott Weber 1851 ", die sich einst rechts vom Steg über den Mühlgraben befand, denn diese ist ebenso wie das alte Wasserrad nicht mehr auffindbar. Der Mühlgraben ist längst eingeebnet. Blühende Sträucher und Blumen schmücken heute den Raum, wo sich einst munter das Rad der Wassermühle drehte.
Früher hatte der Müller noch manches Stück Vieh im Stall. Doch mit der Großtierhaltung ist es jetzt auch in ganz Schnauderhainichen vorbei. Nur noch die Schwalben, die noch immer an den Stallanlagen der Mühle ihre Nester bauen, fliegen wie eh und jeh über die ehemalige Mühle hinweg und zwitschern ihr heiteres Lied, das sich einst mit dem Klappern der Mühle zu einer harmonischen Melodie verband. Auf der naheliegenden Schnauderwiese weidet eine große Schafherde, die aber heute zur Agrargenossenschaft Kriebitzsch gehört.

  Verweise zum Thema:
   

Quellenangaben:
   Text: Unsere Heimat