Ortsteile der Stadt Meuselwitz
Mumsdorf
Zur Geschichte Mumsdorfs
Es dürfte wohl so leicht kein zweites Dorf im Altenburger Land geben, das
aufgrund seiner abgelegenen Lage so oft territorialen Änderungen unterlag. 1918 gehörte
es zu Thüringen, ab 1952 wurde es dem Kreis Zeitz zugeschlagen, um dann 1952 wiederum zum
Kreis Altenburg im Bezirk Leipzig zu geraten. Schließlich wurde es 1993 von Meuselwitz
eingemeindet und zählt nun wieder zu Thüringen (Kreis Altenburger Land). Mumsdorf war
auch längere Zeit Enklave der preußischen Provinz Sachsen.
Mumsdorf, am Rainbach gelegen - einst ein Bauerndorf - ist seit Bestehen der Grube
"Phönix" ein Bergarbeiterdorf.
Über die Geschichte Mumsdorfs bis 1400 wissen wir nichts, sehr wahrscheinlich ist der Ort
um das Jahr 1000 herum mit vielen anderen deutschen Ansiedlungen, die den Namen ihrer
Begründer tragen, entstanden. Mumsdorf wird zunächst in der Geschichte der
Hussitenkriege genannt. Damals wurden verschiedene Dörfer in Mumdorfs Umgebung zerstört.
Die Urkundliche Ersterwähnung Mumsdorfs ist uns aus dem Jahre 1413 (damals Mustorf) als
Enklave, mitten im Stift Zeitzer Gebiete, der preußischen Provinz Sachsen, bekannt.In den
ältesten Chroniken wird es auch als "Monnsdorf" bezeichnet. Bestimmtes über
Mumsdorf ist aber erst mit Beginn des 16. Jahrhunderts bekannt, als der kurfürstliche Rat
und Amtmann zu Altenburg, Günther von Bünau, im Jahre 1521 das Rittergut von den
damaligen erben Haugwitz kaufte. Es heißt hier in einer Urkunde aus dem Jahre 1522:
"Wir Friedrich, Herzog von Sachsen, tun kund, daß wir unseren Amtmann zu Altenburg,
Rat und getreuer Günther von Bünau das Dorf Mumsdorf mit allen Gerichten über Hals und
Hand, mit Wiesen, Hölzern, Wüsten und Stegen bestätigen" Da Bünau die
Verpflichtung übernommen hatte, Mumsdorf vor inneren und äußeren Feinden zu schützen,
verlangte er als Gegenleistung die Lieferung des sogenannten Schutzgetreides nach
Meuselwitz. Es wird berichtet, daß darüber die Mumsdorfer erbost waren. Der Unwillen
nahm noch zu durch neue Maßnahmen im kirchlichen und schulischen Bereich. Die Kinder, die
bisher die Schule in Langendorf besuchten, sollten von nun an nach meuselwitz laufen.
Bünau, der sich zur lutherischen Lehre bekannte, forderte dasselbe nun auch von den
Mumsdorfer Bewohnern. Der Chronist Hecker schrieb dazu: "daß die Mumsdorfer ihrer
beständigen Gewohnheit gemäß, erst mit obrigkeitischem Zwang zu ihrer Schuldigkeit
angehalten werden mußten".
Im Dreißigjährigen Krieg hatte Mumsdorf manche Drangsal zu überstehen. Die
Einwohnerzahl, die 1630 noch 133 betrug, ging sehr zurück. Im Jahre 1664, also 34 Jahre
danach, wurden erst 116 Einwohner wieder gezählt. Zu diesem Rückgang trug vor allem die
Pest bei, die um 1626 im Dorfe und in Meuselwitz so stark umging, daß die Mumdorfer ihre
Kinder in der Kirche zu Zipsendorf taufen ließen.
Ein wichtiges Datum in der Geschichte Mumsdorf´s ist der 23. März 1692, denn an
diesem Tage verkaufte ein Urenkel Heinrichs von Bünau den Ort an die Herrschaft Veit von
Seckendorffs. Der General Feldmarschall setzte sich für die Geleitsfreiheit ein und
fortan brauchten die Mumsdorfer nicht mehr für jeden Wagen einen Groschen Geleit als
Steuer zu zahlen.
Aus dem 18. Jahrhundert sind einige Großbrände bemerkenswert, so der 1724, der bei
Naundorfs aufging. 1790 wurde der Ort wiederum von einem Großfeuer heimgesucht.
Wenn Mumsdorf aus seiner Abgeschiedenheit herausgerissen ist und sein Name nicht nur in
Thüringen, sondern in ganz Deutschland bekannt ist, so liegt das daran, daß in Mumsdorf
Anfang unseres Jahrhunderts eines der größten Braunkohlenwerke unseres Landes, der
täglich 2200 Tonnen Brikett herstellte und gegen 1500 Arbeiter und Angestellte
beschäftigte. Von 1919 bis 1923 betrug die Belegschaft 2200 Mann. 1931 ist sie auf 900
zurückgegangen.
Von Mumsdorf aus wurden die Orte Falkenhain, Rusendorf, Prößdorf und Bünauroda mit
elektrischer Kraft und Licht versorgt.
Durch die Entstehung des Werkes "Phönix" ist Mumsdorf bedeutend größer
geworden. So wurde 1907 bis 1909 die Phönix-Kolonie, jetzt Phönix-Straße, gebaut. Der
Häuserblock zwischen Haupt-, Nord- und Falkenhainer Straße entstand vor dem ersten
Weltkrieg. Im Jahre 1934 wurden zehn Siedlungshäuser längs der Nordstraße errichtet.
Als Bürgermeister waren in diesem Jahrhundert in Mumsdorf tätig:
- Bernhard Mehner von 1892 bis 1922, der also 30 Jahre lang sein Amt gewissenhaft
verwaltet hat,
- Alfred Apel von 1922 bis 1931
- Otto Döge von 1931 bis 1945
- Ernst Albrecht von 1945 bis 1952
- Fritz Hermann von 1952 bis 1954 (aus Zipsendorf)
- Alfred Stößel von 1954 bis 1962
- Rudolf Lange von 1962 bis 1986
- Andrea Wagner von 1986 bis 1989/90 (1989/90 - Vertretung durch R. Höpfl)
- Heinz Kahnt von 1990 bis 1993
- Johannes Matuszewski nach Eingliederung in die Stadt Meuselwitz 1993
- Heiner Blach als ehrenamtlicher Ortsteilbürgermeister gewählt gem. Kommunalordnung
1994
Die Lösung vieler Aufgaben verdankt Mumsdorf insbesondere dem Bauern Bernhard Mehner,
der 30 Jahre lang (1892 - 1922) hier als Bürgermeister tätig war. Er wird als ein kluger
Kopf und ein feinsinniger Mensch beschrieben, der auch als Gründer der Mumsdorfer
Schützengesellschaft und des Militärvereins "Herzog Ernst" gilt. In seiner
Amtszeit entstand auch ein eigener Friedhof im Dorf. Nach mehners Tod konnte auch sein
Amtsnachfolger Alfred Apelt ebenfalls den Ort weiter ausbauen. Erwähnt seien hier neben
der errichtung des Turnplatze und des Feuerwehrhauses auch der Bau der Kirche. Nach dem
Mumsdorf rund 400 Jahre lang in Meuselwitz eingepfarrt war, besaß es seit 1927 ein
eigenes Gotteshaus.
Zu den ältesten Familien, die bereits vor dem 30jährigen Krieg genannt werden,
gehört der Bauer Saupe. Es ist interessant, daß ein direkter Nachkomme auch heute noch
in Mumsdorf beheimatet ist.
Unter den beiden Weltkriegen hatte auch Mumsdorf stark zu leiden. Im 1. Weltkrieg
mußte man 17 Gefallene beklagen. Ein Gedenkstein, der 100 Zentner schwer ist, wurde 1925
an einer 100jährigen Linde am Dorfteich, wo ein Springbrunnen rauscht, aufgestellt.
Dieser Stein aus Granit, gefunden in einem benachbarten Tagebau, ragte zwei Meter in die
Höhe und war am Ende mit einem fliegenden Adler aus Bronze geschmückt. Die Zahl der
Opfer durch den Zweiten Weltkrieg war weitaus höher. Auch gab es im Dorf Zerstörungen
durch Luftangriffe. Leider steht Mumsdorf auch im Verbindung mit schrecklichen Verbrechen
aus der Nazizeit. Was sich die Bürger aufgrund von Beobachtungen schon heimlich
zuflüsterten, wurde durch eine Veröffentlichung aus dem "Schnauderboten" vom
10. Juli 1945 offiziell bekannt. Man hatte auf dem Tagebaugelände große Massengräber
von ausländischen Bürgern entdeckt. "Wie ein Stück Vieh", so heißt es in dem
Bericht, "wurden die Opfer verscharrt". Man erfuhr von drei Massengräbern und
26 Einzelgräbern. Insgesamt wurden rund 300 ausländische Opfer des Faschismus
ausgegraben und auf einen neuangelegten Friedhof umgebettet. Darunter waren auch Frauen
und ein Kind von etwa neun Jahren. Zehn Juden in, Sträflingskleidung trugen mit
Sicherheit Schußverletzungen davon. Jetzt findet alljährlich eine Zentrale Gedenkfeier
für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Ehrenfriedhof in Mumsdorf statt.
Von großer Bedeutung für den Ort war der Bau eines großen Kraftwerkes in Verbindung
mit dem Neuaufschluß von "Phönix Nord" in den 60iger Jahren. Neben der
Energieerzeugung wurden umliegende Betriebe und Haushalte mit Dampf versorgt. Dank einer
neuen Rauchgas- und Entschwefelungsanlage wurden in neuer Zeit Voraussetzungen zum Erhalt
einer gesunden Umwelt geschaffen.
Mumsdorf war vor Beginn des Bergbaues eine landschaftlich schöne Gegend. Im Rainbachtal
wechselten fruchtbare Felder mit Weiden und Wald. Auch viele Teiche gab es, wie schon in
der Chronik erwähnt. Doch Menschenhand kann die abgebauten Flächen nicht wieder so
herstellen, wie sie die Natur geschaffen hat.
Heute ist Mumsdorf eine moderne Gemeinde, in der sich gerade nach der Wende einiges getan
hat. Damit ist nicht allein die Tatsache gemeint, daß Mumsdorf seit 16. Oktober 1993 in
die Stadt Meuselwitz eingegliedert wurde. Auch sichtbar gab es Veränderungen: So wurden
in den Jahren 1993/94 die Hauptstraße völlig erneuert und im April 1994 übergeben.
Bereits im Oktober 1993 ging die Fernwärmeversorgung für die Mumsdorfer in Betrieb. Im
unmittelbaren Ortskern entstanden zwei neue Wohnblocks mit Geschäftsräumen. Dennoch
runzeln die Heimatfreunde des Ortes darüber die Stirn, will doch dieser Neubau nicht so
recht zum ländlichen Charakter des Dorfkernes passen. Im Bergmannsring entstand ein neuer
Spielplatz, der von den ABM-Kräften aufgebaut wurde.
Im Jahr 1997 mußte die Gemeinde einen gewaltigen Rückschlag hinnehmen, das seit 1926
bestehende Freibad wurde aus Sparzwängen geschlossen. Mit der Zustimmung zum Haushalt
besiegelte der Stadtrat von Meuselwitz am 26.02.1997 die Schließung des Freibades.
Einige Mitglieder des Turnvereins erwogen bei Übernahme und Anlegung des Turnplatzes
an der Nordostseite der Phönix Tagesanlage im Jahre 1924 auch die Anlegung eines
Schwimmbades auf diesem Turnplatz. Da aber die Wassermassen des Schwimmbeckens nach dem
etwa 50m entfernt liegenden Tagebau durchbrechen würden, mußte dieser Plan aufgegeben
werden.
Nach Besprechung mit der Direktion der Grube Phönix verhandelte diese über den Erwerb
der hinter der Phönix-Kolonie gelegenen, der Gemeinde Staschwitz gehörenden Aschegrube.
Dieses Grundstück ging im Frühjahr 1926 in den Besitz der Grube Phönix über. Hier war
nun die Gelegenheit gegeben, ein Schwimmbad in verhältnismäßig günstiger Lage
entstehen zu lassen. Ein Aufruf an die Mitglieder des Turnvereins, Mitte Mai 1926 ergab,
daß sich an 50 Mann, darunter auch Nichtmitglieder des Turnvereins bereit fanden, bei den
Ausschachtungsarbeiten für das Schwimmbad mit zu helfen.
Da nicht daran zu denken war, das Bad auf diese Art fertig zu stellen, erklärte sich die
Direktion der Grube Phönix bereit, den größten Teil der Arbeiten durch Arbeiter aus den
Betrieben ausführen zu lassen.
Am 4. September 1926, anläßlich der Gauturnfahrt des Weiße-Elstergaues nach Mumsdorf,
konnte das Bad eingeweiht werden. Gauvertreter Hufziger hatte es übernommen das Bad zu
weihen und eine stattliche Anzahl von Turnern, Schimmern und Schwimmerinnen übergaben
durch ein Anschwimmen und durch Wettkämpfe, das Bad seiner Bestimmung.
Anfang der 30´er Jahre wurde in der Nähe des Bades die geräumige Phönixhalle
errichtet, die ebenfalls geschlossen ist.
1952 konnte das große Sportstadion eingeweiht werden (welches heute leider auch nicht
mehr als solches besteht).