Wer heute von Meuselwitz nach Neupoderschau fährt, kommt nach ständigen Anstiegen, dem zur
damaligen Zeit berüchtigten "Eselsberg" hinauf. Heute mit 11 Prozent Steigung angegeben, war
er früher für viele Pferdefuhrwerke, aber selbst für manches Kraftfahrzeug ein schwer
überwindbares Hindernis, besonders in der Winterszeit
Um die Fuhrwerke über den Berg zu bringen, wurde vor den Pferden ein Esel extra vorgespannt.
Dies war dem Volksmund Anlaß genug, erst den Berg, dann den Ort mit "Esel" zu bezeichnen.
Selbstverständlich wurde auch das Wirtshaus mit dem bezeichnenden Namen "Eselsschänke"
bedacht. Erst im Jahre 1718 wurde das Dorf, als man das Rittergut von Altpoderschau auf den
Berg verlegte, durch Freiherr von Bachoff gegründet. Letzte Besitzer waren bis zur Enteignung
1945 die Familie Porrig. Ihr gehörten u.a. auch der größte Teil der FIächen im Ort (so laut Pierer's
Adreßbuch von 1928 102 Hektar)
Lange Zeit war die Landwirtschaft dominierend. Das änderte sich, als im Jahre 1872 die zur
Braunkohlenabbaugesellschaft "Friedensgrube" errichtete Doppelschachtanlage "Kiefernschacht" / "Schenkenschacht"
in Betrieb gingen. In ihr arbeiteten anno 1875 ca 80 Arbeiter:
davon 35 unter Tage. Die Einwohnerzahl wuchs uber das Doppelte hinaus.
Waren es 1840 noch 86 Einwohner, um 1875 ca. 116 Einwohner, so waren es bei der
Eingemeindung zu Meuselwitz per Oktober 1922 294 Einwohner, die sich aufteilten in 150
männlichen und 144 weiblichen Geschlechts. Sie wohnten damals in 28 Wohnhäusern.
Als es mit dem Abbau der Kohle unter Tage langsam zu Ende ging, endete auch die Geschichte
des "Kiefernschachtes". Heute sind noch Spuren des Bergbaues in Neupoderschau zu finden. so
z.B. die ehemalige Trasse der Grubenbahn, die die Strecke Meuselwitz-Ronneburg unterquerte
und an der Zeitzer-Altenburger Strecke endete. Ebenso befinden sich in der Schmöllnschen
Straße Grubenhauser, die bis heute als Wohnhäuser genutzt werden.
Nach 1945 wurden auf einem Teil des Gelandes Häuser fur Umsiedler gebaut Weiterhin befindet
sich eine Baufirma mit Sitz in Altenburg hier. Auswirkungen unterschiedlicher Art hatten die
beiden Weltkriege im Ort. Ein Denkmal auf dem Friedhof in Meuselwitz, welches von Leesen
hierher verlegt wurde, erinnert an die Gefallenen des I. Weltkrieges
Dem II. We tkrieg fielen zwei markante Bauwerke durch Bombenangrifle zum Opfer, so der größte
Tei des Rittergutes, welches auf einigen Karten auch als Schloß bezeichnet wurde. Heute stehen
noch der ehemalige Pferdestall, der ehemalige Viehstall sowie das Verwaltungsgebäude, das
erst als Bürgermeisterei uod heute als Poststelle genutzt wird. In allen drei Gebäuden sind heute
Wohnungen vorhanden. Aus den alten Trümmerteilen wurden Wohnhäuser errichtet.
Weiterhin zerstört wurde der Wasserturm, der sich am Ende des Berges befand. Sein
Wasserbehäller blieb lange noch liegen. Heute befindet sich an jener Stelle eine kleine
Grünflache mit Blumenrabatten.
Verwaltungsmäßig wurde Neupoderschau zweimal zu Meuselwitz eingemeindet, einmal im
Jahre 1922, nochmals am 17.01.1973. Dazwischen lag auch der Zusammenschluß mit Altpoderschau
zur Gemeinde Poderschau in der Zeit von 1957 bis 1972. Altpoderschau wurde mit
Poderschau I und Neupoderschau mit Poderschau II bezeichnet.
Gewerblich gibt es Einiges zu berichten. Früher gab es im Ort einen Bäcker, Fleischer, Schneider
und Sattler. Nur noch die Sattlerei ist heute vorhanden.
Wie in vielen anderen Orten auch wurde um die Jahrhundertwende eine freiwillige Feuerwehr
gegründet. Sie erhielt im Jahre 1923 eine neue Spritze. Wohnungsbrände waren in den letzten
Jahrzehnten giücklicherweise nicht allzuoft zu Iöschen, dafür aber mehrere Wald- und
Schonungsbrände.
Erwähnt werden soll auch das Vereinsleben: Bis zum II. Weitkrieg gab es einen Turnverein im Ort.
Nach 1945 war die Eigenversorgung oberstes Gebot, so daß sich im Gartenverein "Aufbau" die
Poderschauer Bürger aktiv betätigten. Bis weit in die 70er Jahre fanden im Gasthof Gartenaus-
stellungen statt. Oer Gasthof wurde 1985 abgerissen infolge Baufälligkeit.
Dies soll ein kurzer Abriß von Neupoderschau gewesen sein Ich möchte natürlich nicht die
absolute Vollständigkeit in Anspruch nehmen.