Wissenswertes
Namensgebung Meuselwitzer Straßen und Plätze



Oft hasten wir durch die Straßen einer Stadt und beachten gar nicht die Namen. Doch irgendwann sucht man eine ganz bestimmte Straße und überlegt sich, warum sie diesen Namen trägt und was sich für eine Geschichte damit verknüpft. Denn viele Straßen haben Namen, über die es sich einmal nachzudenken lohnt.
In sehr alter Zeit hat unser Baderdamm seinen Namen erhalten. Hier, wo die Straße zum City-Center führt, war vor dem 30jährigen Krieg der Baderteich, wahrscheinlich das erste öffentliche Bad im Dorf Muzlibuze.
Neben dem Baderdamm befindet sich der Meeden. In der Zeit, als die Thüringer die Sorben von hier vertrieben, soll zwischen Meuselwitz und Poderschau der Ort Meeden gestanden haben. Er wurde durch die abziehenden Sorben dem Erdboden gleichgemacht. Seine Bewohner bauten im Schutz der alten Wasserburg östlich davon ihr Dorf wieder auf.
Auf dem Namensschild der Niemöllerstraße stand vor dem Krieg der Name Bünaustraße. Heinrich von Bünau hatte den Rittersitz Meuselwitz von Hartwig de Muzlebuze wahrscheinlich im Jahre 1390 abgekauft. Die Familie von Bünau war in unserem Ort 200 Jahre ansässig, bis sie im Jahre 1578 für 40.000 Gulden ihren Besitz an Heinrich von Glauspruch verkaufte. Dieser Heinrich Cramer von Clauspruch war der Begründer der feinen Handweberei in unserem Ort. Die frühere Clauspruchstraße hieß bis zur Eingemeindung von Zipsendorf Geschwister-Scholl-Straße. Da aber in Meuselwitz und Zipsendorf mehrere Straßen gleiche Namen trugen, wurde die Meuselwitzer Scholl-Straße in Lessingstraße umbenannt. Der Schloßpark - zeitweilig als Leninpark bekannt-wurde durch Friedrich Heinrich von Seckendorff verschönert. Er ließ auch 1729 den Inselteich ausheben. Die heutige Pestalozzistraße trug vorher den Namen Inselstraße.
Um das Gedeihen des Marktfleckens Meuselwitz bemühte sich Alfred von Seckendorff sehr. Ihm zu Ehren nannte man die jetzige Puschkinstraße Alfredstraße, zeitweilig auch Von-Seckendorff-Straße. Ebenso trug ein ehemaliger Braunkohlenschacht, der Alfredschacht seinen Namen.
Dem Namen ,,An der Poliklinik" wird dieser Weg bald nicht mehr gerecht, da das Gebäude in ein Alten- und Plegeheim umgebaut wird. Eigentlich war das einstmals die Begräbnisgasse, denn vor dem Bau der Poliklinik war hier der alte Friedhof. Vor einigen Jahren war die Deckschicht der alten Gräber gebrochen und die Gebeine der Verstorbenen kamen zum Vorschein. Das war eine Sensation für die Schulkinder. Die heutige Georgenstraße erhielt den Namen von dem Bauern Georg Naundorf, der sein Gut dort hatte, wo heute die Videothek ist und der für den Bau der Straße einen Teil seines Grundstückes zur Verfügung gestellt hatte. Die anderen Häuser hier wurden erst nach und nach erbaut Zur Hitlerzeit erhielt sie den Namen ,,Straße der SA" und nach dem Krieg bis zur Wende hieß sie Ernst-Thälmann-Straße. Jetzt hat sie wieder den Namen, der der älteren Generation noch geläufig ist.
Um unserer Stadt mehr Schönheit zu verleihen, gab es Menschen, die finanziell viel dazu beitrugen, so u. a. der Fabrikbesitzer Pilnius Wirker. Er kaufte für die Stadt die Fläche unterhalb des neuen Friedhofes und stiftete jedes Jahr Geld dazu, um hier einen Park anzulegen. Dieser bekam dann auch den Namen Wirker-Park. Doch Plinius Wirker verlor nach 1 g45 den Streit mit der Stadt und der Park wurde in Otto-Engert-Park umbenannt.
Heute trägt auch dieser Park wieder den Namen seines Begründers. An frühere Zeiten unserer Stadtentwicklung erinnert uns die Ziegelstraße oder Ziegelgasse, heute Fritz-Reuter-Straße. Hier hat die ehemalige Schloßziegelei gestanden.
Unser Markt war bis zur Mitte der sechziger Jahre noch von Häusern umbaut, hier stand auch die alte Schule. Als später die Häuser am heutigen Rathenauplatz gebaut wurden und dieser große Platz entstand, auf dem dann auch die Markttage abgehalten wurden, bekam er den Namen Neumarkt. Auf der Seite der Schulstraße stand einstmals das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, nach welchem der Platz zeitweise hieß. Er trug auch einmal den unrühmlichen Namen Adolf Hitlers.
Die Häuser des Altpoderschauer Weges sind im Zusammenhang mit der Erschließung der Braunkohle entstanden. Hier, weit draußen vor der Stadt, stand einst der Wilhelmschacht.
An das Meuselwitzer Schloß gibt es kaum eine Erinnerung. Ein Teil der heutigen Naumannstraße trug den Namen Schloßstraße. Wenige Straßen haben ihren Namen über Kriegs- und Wendezeiten beibehalten. Wir gehen durch die Weststraße, die Lutherstraße, die Grenzstraße; die Mühl- und die Neugasse und auch der Markt heißen noch wie eh und je, auch die Bauvereinstraße und die Vater-Jahn-Straße, die Pfarrgasse und die Poderschauer Gasse mit den ältesten Häusern unserer Stadt behielten ihre alten Namen. Die Kurze Straße wird ihrem Namen heute noch gerecht. An zwei Männer mit Pioniergeist erinnert uns jetzt wieder die Heymer-Pilz-Straße. Sie hatten mit sehr wenig Arbeitern angefangen, die Maschinenfabrik aufzubauen. Diese Straße erinnerte auch einmal an Georgij Dimitroft.
Die Nazizeit hatte ebenfalls ihre Spuren an den Straßennamen hinterlassen. Die Straßen wurden umbenannt nach Menschen, die in dieser Zeit unser Land nicht rühmlich in die Geschichte eingehen ließen. So gab es die D.-Eckart-Straße, die Schlageter-Straße, die Horst-Wessel-Straße und die Hans-Schemm-Straße. Das waren Namen der Straßen, die im sogenannten Ostviertel errichtet waren. Unsere Eltern und Großeltern mußten sich Namen wie Herbert-Norkus-Straße, Wilhelm-Gustloff-Straße, Hindenburg-Straße und Wilhelm-Frick-Straße merken.
Dr.-Otto-Nuschke-Straße, Karl-Marx- und Friedrich-Engels-Straße sind der jüngeren Generation wohl noch geläufig, aber inzwischen auch nicht mehr aktuell.
Dies war ein Versuch, die vielen Straßennamen unserer Stadt ein wenig zu deuten. Alle sind nicht angeführt, einige wurden bestimmt auch vergessen. Vielleicht gibt dies aber Anregung dazu, selbst einmal über die Geschichte der Meuselwitzer Straßennamen nachzudenken.

Helga Menzel
  Verweise zum Thema:

Quellenangaben:
   Text: "Unsere Heimat"