Geschichtliches
Torfgräberei bei Meuselwitz um 1854



Unsere Reproduktion gibt einen guten Einblick, wie man früher in Meuselwitz die Torfgräberei betrieb. Das Bild wurde gezeichnet auf der Grundlage einer sehr alten Lithographie vom Altenburger Maler Müller-Gräfe, und die Bildbeschreibung, die hier teilweise verwendet wird, hat H. Meyer überliefert. Das betrachtende Ehepaar steht auf dem damaligen Rondell am Südwestabhang des Meuselwitzer Weinberges. Diese beiden konnten es sich leisten, die schwere Arbeit zu betrachten, denn sie gehörten ihrer Kleidung nach einem Stande an, der auch ohne Arbeit seines Brotes sicher war. Er in Bratenrock und Zylinder, sie in Mantille mit Quaste im Falbelrock, das war damals um 1850 nicht die Kleidung der hart Arbeitenden. Der im Vordergrund schaffende Bauer arbeitet in der charakteristischen Tracht der Altenburger Bauern. Es ist kein Knecht, der sich für die Herrschaft mit Mähen abmüht, in ihm sehen wir den Besitzer der Grube und des Feldes, Christian Kluge, und das Mädchen, das ausruhend im Grase sitzt, ist seine Schwester Sophie, die den Kaffee gebracht hat. Die Blicke der beiden Spaziergänger sind nach Westen und Nordwesten gerichtet, auf Kluges Grubenfelder, des Anspanners Geißler und des Georg Bauer aus Heukendorf. Man erkennt die Altenburger Straße, die Weinbergstraße, den Fasanenweg, den Weg nach Schnauderhainichen an der Schnauder hin und im Hintergrund die mit Bäumen bepflanzte Luckaer Straße. Besonders auffallend ist der reiche Bestand an Pappeln im Schloßgarten, und daß in diesem Jahr die Weberei hier zu Hause war, mag die rauchende Esse der Heinrich Herbstschen Fabrik bezeugen. Und was erzählt das alte Bild vom Betrieb einer Torfgrube? Im Vordergrund breitet sich die von Kluge 1839 angelegte Grube an der weinbergstraße aus mit Kessel- und Maschinenhaus, rechts und links davon liegen die Trockenscheunen. Am nördlichen Ende der rechten Scheune steht das Wohnhaus des Betriebsführers Christian Müller. Rechts der rechten Trockenscheune befinden sich der Pferde- und Holzstall. Die Geschirre, die Torfsteine abfahren wollten, trafen oft schon um 4 Uhr früh ein, denn sie kamen oft von weit her nach Meuselwitz, wie zum Beispiel die Oberländer aus Gera. Stundenlang mußten sie warten, bis die Torfsteine verladen waren, und so wurden die Pferde im Stall der Grube untergestellt. Mit der Aufstellung der Wasserhebemaschine im Jahre 1848 wurden dann keine Pferdegöpel mehr betrieben, und der Stall wurde für die Grubenpferde nicht mehr gebraucht. Vor dem Stall ist ein Wassertümpel erkennbar, in dem das Pumpenwasser gesammelt wurde, das der Zurichter holte und dem Einsümpfer brachte. Von den Arbeitern sehen wir die Sümpfer, Streicher, Kärrner und Stapler bei ihrer Arbeit. Der Sümpfer übergießt die klare Kohle mit Wasser und tritt sie mit dem Füßen richtig durch. Die Masse nimmt der Streicher und wirft sie in einen Holzkasten, der in Fächer geteilt ist. Hier wird der Torf zu Ziegeln geformt, also gestrichen. Der Kärrner fuhr die Ziegel auf den Plan, damit sie in Wind und Sonne vortrockneten. Es konnten also nur im Sommer Ziegel hergestellt werden. Meistens durch Kinder wurden dann die Torfziegel öfter umgestapelt, damit sie von allen Seiten trockneten. Nach der Trocknung fuhr der Kärrner die Ziegel zum Stapler, der sie zu 3/4 Meter hohen Mauern setzte. Auf dem Bild sind vier solcher "Mauern" erkennbar. Später kamen die Ziegel zur vollständigen Trocknung in die Trockenscheunen, aber oft wurden sie auch schon so verkauft. Kluge hatte einmal in den Trockenscheunen, die hundert Meter lang und neun Meter breit waren, 3000 Zentner Klarkohle und 100 000 Ziegel vorrätig, die in Flammen aufgingen, weil ein Arbeiter beim Rauchen unvorsichtig war. Am Fasanenweg hin sehen wir die Grubenanlagen von Christian Geißler, der um diese Zeit zwei Schächte hatte, aus denen mit Haspel gefördert wurde. Die beiden Fördertürme sind erkennbar. Links auf dem Bild erblicken wir die Grube des Georg Bauer aus Heukendorf, zwischen der Weinbergstraße und der Altenburger Straße. Übrigens wurden die Stollenvortriebe des Bauer beim späteren Abbau durch den "Fortschritt-Schacht" wieder gefunden.

Karl Czischka


  Verweise zum Thema:
    Geschichte: Aus der Geschichte des Braunkohlenbergbaus in der Region Meuselwitz

Quellenangaben:
   Text von: Homepage von U.Hoffmann
   Bild von: Homepage von U.Hoffmann