Geschichtliches
Der Viktoriaschacht



Um mehr Kohle fördern zu können, wurde Ende März 1871 ein neuer Schacht abgeteuft. Der Viktoriaschacht lag ca. 1 km vom Friedrich-Wilhelm-Schacht entfernt auf dem rechten Feld oberhalb der kleinen Heide. (Am schwarzen Weg im Ortsteil Penkwitz.) Schon im April 1871 wurde mit der Kohelförderung begonnen. Um mehr Absatz zu erbringen, wurde noch 1872 begonnen, ein etwa 2 km langes normalspuriges Gleis vom Bahnhof Meuselwitz bis zum Viktoriaschacht zu verlegen. Von April bis Dezember 1871 betrug die Förderung 30.000 hl. Infolge der bewirkten Neuanschaffung und Neuanlagen stieg die Förderung im Folgejahr bedeutend an. So wurden auf dem FriedrichWilhelm-Schacht 27.227 hl und auf dem Viktoriaschacht 76.075 hl Kohle gefördert. Die im ersten Geschäftsjahr erforderlichen großen Ausgaben zwangen berits im Jahr 1872 dazu, das Betriebskapital zu verstärken. Das Aktienkapital wurde durch die Generalversammlung vom 6.2.1872 um 100.000 Taler (eingeteilt in 1000 Aktien zu je 100 Talern) erhöht und betrug nunmehr 250.000 Taler. Am 7. Juni 1873 wurde der Betrieb des erwähnten Anschlussgleises eröffnet. Die auf die Betriebseröffnung gesetzten Erwartungen zur Erhöhung des Absatzes gingen jedoch nicht in Erfüllung, weil von der Meuselwitz-Altenburger-Bahn nicht genügend Waggons gestellt werden konnten. Da es nicht möglich war, die erwartete Kohlenmenge auf dem Viktoriaschacht in einer Schicht zu fördern, wurde die Belgschaft verdoppelt und eine zweite Förderschicht eingerichtet. Die Förderung stieg dann auch im gleichen Jahr um 110 %. Trotz der erheblich erhöhten Förderung konnte kein günstiger Geschäftsabschluss erzielt werden, denn der erhöhten Leistung standen auch bedeutend gestiegene Unkosten gegenüber. Auch das Jahr 1874 brachte nicht das erhoffte günstigere Ergebnis, da die Preise für den hl Rohkohle von 20,12 Pfg, auf 18,20 Pfg. herabgesetzt werden mussten, um gegenüber der Steinkohle konkurrenzfähig zu bleiben. Im Jahre 1875 gingen die Preise für Rohkohle noch weiter zurück (17,41 Pfg./hl). Es trat auch eine größere Betriebsstörung ein, weil die Zimmerung des Viktoriaschachtes erneuert werden musste und dadurch der Betrieb für 4 Wochen ruhte. Der angegliederte Ziegeleibetrieb, der schon in dn ersten Geschäftsjahren nurwenig überschuss erbracht hatte, wurde wegen des zur Neige gehenden Lehmbestandes eingeschränkt und im Jahre 1876 verpachtet. Um die bei der Sortierung der Rohkohle anfallende Klarkohle besserverwerten zu können, beschloss man den Bau einer Brikettfabrik, die schon im Laufe des Sommers 1880 fertig gestellt wurde. Im Oktober des gleichen Jahres konnte die Produktion mit einer Presse aufgenommen werden. Die Fabrik lieferte einen guten Stein (Brikett) und es gelang, die Produktion fast restlos abzusetzen. Auf einer im Jahre 1881 veranstalteten Gewerbeund Industrieausstellung erzielten die Briketts eine ehrenvolle Erwähnung. Wegen dringend erforderlicher Reparaturen an derSchachtzimmerung des Viktoriaschachtes mussten die Förderung und abhängig davon auch die Brikettproduktion für die Dauer von 6 Wochen stillgelegt werden. Da von den zuletzt herausgegebenen 1.000 neuen Aktien nur 486 Stück zu je 300,- DM gezeichnet worden waren, wurde beschlossen, das Aktienkapital von 750.000 Mark auf 592.200 Mark herabzusetzen. Gleichzeitig wurde der Aufsichtsrat ermächtigt, 992 Stück Prioritäts-Stammaktien mit je 300 Mark (Gesamtwert = 297.600 Mark) herauszugeben (mit einer Vorzugsdividende von 10 %). Von dem Bezugsrecht im Verhältnis 2:1 machte kein Aktionär Gebrauch. Dagegen wurden 1522 Stammaktien zum Umtausch in Stamm-Priotitätsaktien gegen Nachzahlung von je 60,- Mark angemeldet. Das ergab folgenden Kapitalbestand:

462 Stammaktien zu je 300 Mark = 138.600 Mark
761 Stamm-Prioritätsaktien zu je 300 Mark = 228.300 Mark

Gesamt 366.900 Mark

Ferner beschloss man den Bau einer zweiten Brikettpresse und damit auch den Einbau eines weiteren Dampfkessels - beide gingen im Januar 1882 in Betrieb. Da ein erleichterter Verkehr des Vorstandes mit den Kunden wünschenswert erschien, wurde 1883 ein neuesVerwaltungs- und Direktionsgebäude in Meuselwitz erbaut und der Sitz derVerwaltung vom Viktoriaschacht nach Meuselwitz verlegt. 1884 wurden die Tagesanlagen des Viktoriaschachtes wegen Baufälligkeit abgerissen und der Schacht verfüllt.
  Verweise zum Thema:
   
Quellenangaben:
   Text aus: Schnauderbote 4/2001 - Die Bergbrüder