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Geschichtliches
Die Zipsendorfer Schule
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Einleitung
Mit Beginn des Schuljahres 1991/92 wurde in Thüringen ein neues Schulsystem eingeführt.
Damit waren für den Raum Meuselwitz grundlegende änderungen in der Schulstruktur verbunden.
Die ehemalige Oberschule "Geschwister Scholl" wurde Sitz der Staatlichen Regelschule
Meuselwitz. Diese neue Schulart umfaßt alle Meuselwitzer Schüler der Klassenstufen
5-10, die nicht das Gymnasium besuchen. Es gibt an unserer Schule 15 Klassen mit 361
Schülern, die von 28 Lehrkräften unterrichtet werden (davon 6 Klassen mit 144 Schülern in
der ehemaligen "Rosa-Luxemburg-Oberschule"). Als selbständige Schulart ist in unserem
Gebäude auch noch die Staatliche Grundschule mit 8 Klassen (182 Schülern, 14 Lehrerinnen,
6 Erzieherinnen) untergebracht. Anliegen dieses Artikels soll
es sein, einiges aus der Schulgeschichte der Öffentlichkeit vorzustellen. Wenn man sich diesem
Anliegen stellt, sind gewisse Vorüberlegungen angebracht. Schulen, Lehrer und Schüler
hat es in allen gesellschaftlichen Systemen seit dem Mittelalter gegeben. Diese Betrachtung
soll allerdings nur den schulischen Verhältnissen unseres Jahrhunderts gewidmet sein,
weil das Hauptgebäude unserer Schule seit 1916 existiert. Die folgenden Darlegungen umfassen
also den Zeitraum vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, die
Zeit des Faschismus, die Nachkriegszeit, die Zeit der ehemaligen DDR bis zur Gegenwart
des geeinten Deutschlands. In jedem dieser Gesellschaftssysteme waren bzw. sind Lehrer
Diener des jeweiligen Staates, der den Bildungsinhalt und die Erziehungsziele bestimmt.
Diesen Gedanken sollte der Leser dieser Zeilen immer dann aufgreifen, wenn er sich beim
Nennen des einen oder anderen Namens an seine Schulzeit erinnert. Die Fairneß gebietet
es einfach, aus der heutigen Sicht einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung
Toleranz zu üben.
Leider enthält die Schulchronik keine Stundentafeln (Unterrichtsfächer, Zahlen der Wochenstunden),
so daß ein Vergleich der Bildungsinhalte nicht möglich ist.
Der Zeitraum von 1916 bis 1933
Die Geschichte einer Schule kann man unter verschiedenen Aspekten betrachten. Beginnen
möchte ich mit der baulichen Entwicklung. Mit dem Aufschwung des Braunkohlenwerkes
Zipsendorf (Grube "Fürst Bismarck") seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts stieg
die Einwohner- und damit auch die Schülerzahl. 1912 wurden 526 Schüler in drei Schulgebäuden
von 6 Lehrern unterrichtet. Ein Schulneubau machte sich dringend erforderlich.
Am 6.1.1916 wurde das neue Schulgebäude mit 8 Klassenräurnen an der heutigen Schollstraße
eingeweiht. Der erste Rektor der neuen Schule war Herr Otto Krüger, der dieses
Amt in Zipsendorf seit dem 1.10.1909 inne hatte. Als Auswirkung des Krieges wurden die
516 Schüler im Jahre 1916 von nur 3 Lehrern unterrichtet.
Nach der Beendigung des 1.Weltkrieges, dem Sturz der Monarchie und der Gründung der
Weimarer Republik wurden im Jahre 1919 etwa 450 Schüler von 9 Lehrern unterrichtet.
Neben Rektor Krüger gehörten dem Lehrerkollegium folgende Herren an: Luderer, Hanne
Müller, Schumann, Sengewald, Schöppenthau, Ahner, Swowoda, Hartung.
Die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse der Weimarer Republik brachten es z.B. mit
sich, daß neben dem Schulvorstand (Rektor Krüger und weitere 7 Mitglieder) 1920 erstmals
in der Schulgeschichte ein Elternrat (8 Mitglieder) gewählt wurde.
In den zwanziger Jahren lag die Schülerzahl bei etwa 450, maximal bestanden 11 Klassen,
die von 9 Lehrern unterrichtet wurden (1924 gab es erstmals eine "technische" Lehrerin,
Fräulein Herta Meier). In der Zeit der Weimarer Republik gab es Schulreformversuche und
damit verbundene Neuerungen in der Schule. 1924 wurde das bisher sechsstufige in ein
siebenstufiges Schulsystem umgewandelt. Wiederholt wurden in Seiferts Gasthof (an der
heutigen B180) Familienabende durchgeführt, bei denen die Schüler mit verschiedenartigen
Darbietungen viel Beifall ernteten.
1930 besuchten etwa 500 Schüler die Schule und wurden vom Rektor Krüger und den
Lehrern Luderer, Hannemüller, Schumann, Ahner, Heine, Schöppenthau, Junge und Swowoda
unterrichtet. 1932 wurde mit 540 Schülern in 14 Klassen die bis dahin höchste Belegung der
Schule erreicht.
Der Zeitraum von 1933 bis 1945
Mit der Zeit des Nationalsozialismus änderte sich vor allem das Erziehungsziel der Schuljugend.
Die Chronik berichtet von Schulfeiern und Appellen zu "Führers Geburtstag" und
von Heldengedenkfeiern.
1935 trat Rektor Krüger in den Ruhestand. Er hatte seit 1916 die Geschicke dieser Schule
geleitet und damit Dienst in drei Gesellschaftssystemen getan. Neben ihm verdienen es
folgende Lehrer, für ihr jahrzehntelanges Wirken on unserer Schule vor 1945 erwähnt zu
werden: Schöppenthau, Hannemüller, Schumann, Ahner.
Von 1935 bis zur Einberufung zur Wehrmacht (1939) leitete Rektor Tenner die Schule. Er
wurde von Rektor Walter Niese abgelöst. In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg und während des
Krieges fehlten oft Lehrer. Neben Rektor Niese unterrichteten meist nur 4 Lehrer die mehr
als 400 Schüler. Gegen Kriegsende gab es keinen planmäßigen Unterricht mehr. Noch dem
Zusammenbruch des 3. Reiches im Mai 1945 ruhte der Unterricht bis zum 1.10.1945 völlig.
Der Zeitraum von 1945 bis 1989
Für diesen Zeitabschnitt erscheinen einige Vorbemerkungen notwendig. Wesentlich mehr Leser haben die zurückliegenden Jahrzehnte
noch gut im Gedächtnis und verbinden damit ganz konkrete Erlebnisse, Erinnerungen und
Empfindungen. die sch besonders dann einstellen werden, wenn die eigene Schulzeit in
nüchternen Fakten dargestellt wird.
Im Rückblick auf den genannten Zeitraum wird deutlich. wie sehr die schulische Entwicklung mit
den gesamten gesellschaftlichen Veränderungen verbunden gewesen ist. Schüler, Eltern und
Lehrer unterlagen dadurch Zwängen, die sie nicht immer umgehen konnten. Es wäre in vielen
Fällen unfair, die Lehrer mit Handlungen und Unterrichtsinhalten zu identifizieren, die ihnen
vorgeschrieben wurden.
Am 1.10.1945 begann in der damalgen sowjetischen Besatzungszone der planmäßige
Unterricht unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. Politisch belastete Lehrer waren
entlassen worden. Nur 4 Lehrer unterrichteten 420 Schuler in 13 Klassen. Unter sehr großen
Schwierigkeiten begann der Schulbetrieb. Es mangelte an Schreibmaterial, Büchern, Heizung
und vor allem an Lehrern. Neulehrer wurden in Kurzlehrgängen auf ihre Tätigkeit vorbereitet und
stellten sich mit bewunderungswertem Elan ihrer neuen Aufgabe. Mit der Schulreform (1946) in
der sowjetischen Besatzungszone sollten neue Bildungsinhalte, Erziehungsziele und eine
Einheitsschule erreicht werden. Zu den traditionellen Unterrichtsfächern kam Russisch als
Fremdsprache hinzu und außerdem gab es Versuche, Englisch als fakultatives Fach zu
unterrichten. Bedingt durch die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Schwierigkeiten beim
Aufbau eines neuen Schulwesens wechselten in der Nachkriegsreit oft Lehrer und Schulleiter
(Schulleitung: 1945 Alfred Manthe, 1946 Eberhard Wolle, 1948 Otto Behlke, 1950 Erwin Meier).
Im Jahre 1947 gab es an unserer Schule 598 Schüler, die von 11 Lehrerinnen und Lehrern
unterrichtet wurden Mit der weiteren gesellschaltlichen Entwicklung änderte sich auch die
Stellung unserer Schule im Territorium. Im Februar 1950 wurde sie zur Zentralschule
"Geschwister Scholl". Die Brossener Schüler besuchten nun ab Kasse 6 die Zipsendorfer
Schule. Die steigende Schülerzahl (1948 gab es 16 Klassen) machte dringend eine Erweiterung
der Schule notwendig. Im Januar 1951 konnten sechs neue Klassenräume eingeweiht werden.
De Geschicke der Schule leitete in der ersten Hälfte der 50er Jahre Herr Alfred Michaelis
(1951/52 Wolfgang Merthe). Im Jahre 1953 kamen erstmals die Schüler der 8. Klasse von
Mumsdorf nach Zipsendorf. Später folgten auch die Schüler ab Klasse 5. Im Schuljahr 1955/56
wurde die Brossener Schule aufgelöst, in der Zentralschule Zipsendorf gab es nun 17 Klassen in
den Jahrgangsstufen 1-8. Mit Beginn des Schuljahres 1956/57 übernahm Herr Werner
Lautenschläger die Funktion des Direktors (vorher an der Mäderschule in Meuselwitz).
Stellvertretender Direktor war seit 1954 Herr Heinz Petersohn. Aus der Zentralschule Zipsendorf
wurde 1957 die erste Mittelschule im Raum Meuselwitz (Schullaufbahn bis zur 10. Klasse mit dem
Abschluß der mitteren Reife). Eine 9. Klasse entstand aus 32 Schülern, die bestimmte
Leistungskriterien erfüllt hatten. An der Schule waren 21 Lehrkräfte und 2 Hortnerinnen
beschäftigt, die 498 Schüler unterrichteten. - Ein deutlicher Einschnitt in der schulischen
Entwicklung vollzog sich 1958 mit der Einführung der polytechnischen Bildung. Als neue Fächer
erschienen "Unterrichtstag in der Produktion" - UTP (später Produktionsarbeit PA), "Einführung in
die sozialistische Produktion" (ESP) und technisches Zeichnen ab Klasse 7 bzw. 8 auf der
Stundentafel. Wichtigste Ausbildungsstätte war der damalige Lehrbetrieb des Braunkohlenwerkes
(ehemalige Schädegrube, später IMO Merseburg). Als Konsequenz dieser Entwicklung
erhielt unsere Schule 1959 den Namen Polytechnische Oberschule "Geschwister Scholl". Im
gleichen Jahr kam "Astronomie" als neues Unterrichtsfach in der Klassenstufe 10 hinzu. Ab
September 1959 besuchten auch die Schüler der 4. Klasse aus Mumsdorf unsere Schule. Höhere
Schülerzahlen und die Anf orderungen des Fachunterrichts machten einen weiteren Anbau an die
Schule notwendig. 1960 konnten ein Chemieraum, ein Musikraum und ein Lehrerzimmer
übergeben werden. Ab September 1960 besuchten auch Schüler der Sporaer Schule unsere
9. Klasse, um den Abschluß der mittleren Reife zu erreichen. In den nächsten Jahren stieg die
Schülerzahl weiter an und das Lehrerkollegium vergrößerte sich bis auf 37 Lehrkräfte. Ab
1.3.1961 übernahm Herr Heinz Petersohn als Direktor die Schule (Stellvertretender Direktor war
Herr Johannes Meyer). Im Jahre 1965 erreichten wir mit 633 Schülern in 23 Klassen die höchste
Schülerzahl in der Schulgeschichte. - Als besonderen Schulversuch wurden ab 1964 Schüler der
9. und 10. Klassen in sogenannten "Schwerpunktklassen" auch beruflich ausgebildet, so daß sie
nach nur einem anschließenden Lehrjahr ihren Berufsabschluß als "Kraftwerker" erhielten.
(Dieser Schulversuch fand keine Fortsetzung, da sich die Belastungen für die Schüler als zu hoch
erwiesen).
In den Folgejahren lagen die Schülerzahlen zwischen 500 und 600 und die Zahl der Klassen bei
20. Anfang der 70er Jahre begann eine gewisse Differenzierung im Bildungsprogramm, indem
Arbeitsgemeinschaften nach Rahmenprogramm = AG(R) (später "fakultative Kurse") auf freiwilliger
Basis eingeführt wurden. (Eine Erweiterung des Bildungsangebotes hatte es bereits
Anfang der 60er Jahre mit der Einführung von Englisch als 2. Fremdsprache, ebenfalls fakultativ,
ab Klasse 7 gegeben). Am 1.9.1972 konnte ein dritter Anbau in der Schulgeschichte eingeweiht
werden (2 Werkräume, je ein Physik- und Biologiekabinett). Die Mumsdorfer Schule wurde 1973
Teiloberschule unserer Einrichtung und der bisherige Schulleiter, Herr Erhard Taube, wurde
2. Stellvertretender Direktor in Zipsendorf. Durch diese Eingliederung stieg die Zahl der Klassen
auf 24. Ab 1977 gingen alle Mumsdorier Schüler und Lehrer in unsere Schule. Der Schulhof erfuhr
in gemeinsamer Arbeit von Schülern, Lehrern und Eltern eine Neugestaltung (1977 fertiggestellt)
Die damaligen politischen Verhältnisse führten 1978 zur Einführung des Wehrunterrichts in den
9. und 10. Klassen sowie zu einem zweiwöchigen Lehrgang "Zivilverteidigung" am Ende der
9. Klasse. 1982 wechselten erstmals Schüler erst nach der 10. Klasse zur Erweiterten
Oberschule (EOS), um in nur 2 Jahren zum Abitur geführt zu werden. Damit sollte die
"Einheitsschule" - alle Schüler besuchen gemeinsam die Klassen l-lO - verwirklicht werden. In
den 80er Jahren ging die Schülerzahl kontinuierlich zurück und sank 1987 erstmals unter 400. Im
Jun 1988 erfolgte die feierliche Verabschiedung des Direktors Herrn Petersohn aus seiner
Funktion, da er im November 1988 das Rentenalter erreichte. Er war damit nach Rektor Krüger
der Direktor unserer Schule, der am Iängsten diese Funktion ausübte (27 Jahre). Zu seinem
Nachfolger wurde Herr Hilmar Kröber ernannt, der vorher als Stellvertretender Direktor an einer
Altenburger Schuie tätig war.
Der Zeitraum nach der Wende 1989
Das historische Jahr 1989 brachte auch in der Schule eine
deutliche Wende. Die Fächer erhielten neue Bildungsinhalte, den Lehrern wurde erstmals
Freiheit in ihrer pädagogischen Tätigkeit eingeräumt und manche Unterrichtsfächer erschienen
nicht mehr auf der Stundentafel (Staatsbürgerkunde, Technisches Zeichnen, Einführung in die
sozialistische Produktion, Produktionsarbeit). Neues Denken und neue Unterrichtsmethoden
waren bei der Umsetzung der neuen Lehrinhalte gefragt. Die meisten unserer Lehrer haben sich
diesen und anderen Forderungen nicht nur gestellt, sondern sich mit persönlichem Engagement
und oft unter sehr schwierigen Bedingungen (fehlende Lehrmaterialien) für die Erneuerung des
Unterrichtsprozesses eingesetzt.
Die Veränderungen des Schulwesens brachten es mit sich, daß ab 1.9.1990 wieder Schüler nach
der 8. bzw 9. Klasse die Erweiterte Oberschule besuchen konnten. Die Möglichkeit und die
gesellschaftlichen Wandlungen führten im Jahr 1990 zur niedrigsten Schülerzahl in unserer
Schulgeschichte (330) und zur geringsten Zahl von Schulabgängern im 10. Schuljahr im Jahr 1991
(13 Abgänger). Im Oktober 1990 wurde Herr Hilmar Kröber von seiner Funktion als Direktor
abberufen und mit Wirkung vom 1.11.1990 Herr Johannes Kaiser (seit 1957 an der Schule als
Lehrer tätig) zum Direktor unserer Schule ernannt. Mit der Einführung des vorläufigen Thüringer
Bildungsgesetzes zu Beginn des Schuljahres 1991/92 wurden grundlegende änderungen in der
Schulstruktur ausgelöst. Durch die Schaffung von
Gymnasien, Regel- und Grundschulen kam es zu großen Veränderungen in den Lehrerkollegien.
An unsere Schule kamen Lehrkräfte von der ehemaligen Karl-Marx- und Rosa-Luxemburg-
Schule, aus Kriebitzsch und Falkenhain. Schüler ab Klasse 5 konnten zum Gymnasium wechseln
- von dieser Möglichkeit machte mehr als ein Drittel der Schüler Gebrauch. Die Staatlichen
Regelschulen führen zu zwei Schulabschlussen. Innerhalb der ersten Schulwochen mu0ten sich
Eltern und Schüler für den Hauptschul- oder den Realschulabschluß entscheiden. Die Schüler
der Klassen 7 und 8 werden in den Fächern Oeutsch, 1. Fremdsprache und Mathematik in
getrennten Kursen unterrichtet, in der Klasse 9 kommt noch die Trennung in Physik. Chemie und
Biologie hinzu. Diese Neugliederung der Schule brachte sowohl inhaltliche als auch organisatorische
Probleme mit sich. Im Stundenplan mußten die unterschiedlichen Kurse aufeinander
abgestimmt werden und das dadurch auftretende Raumproblem wurde im Oktober 1991 noch
durch den Abriß von 4 Räumen (der Anbau von 1972), die nicht mehr den Baunormen
entsprachen, verschärft. Unterricht mußte z.T. in unzumutbaren Räumlichkeiten erteilt werden.
Im Juli 1992 erhielten am Ende des Schuljahres erstmals 9 Hauptschüler nach 9 Schuljahren und
41 Realschüler nach 10 Schuljahren ihre Abschlußzeugnisse. Ende November 1992 vollzog sich
die organisatorische Trennung zwischen Regel- und Grundschule. Die Grundschule wurde in den
umgestalteten Kindergarten (8ergsiedlung) verlegt. Damit beginnt ein neuer Abschnitt in der
Schulgeschichte, denn seit 1916 gibt es erstmals in unserem Schulgebäude nur Schüler ab der
Klassenstufe 5. Trotzdem besteht das leidige Raumproblem weiter und so müssen noch drei
Klassen im Haus II (ehemalige Luxemburg-Schule) verbleiben
Einige persönliche Gedanken des Autors
Nachdem versucht wurde, die letzten 47 Jahre unserer Schulgeschichte darzustellen, seien dem
Autor noch einige persönliche Gedanken des Rückblicks gestattet.
In einer Zeit, in der das soziale Umfeld und die gesellschaftlichen Veränderungen in weiten Teilen
der Bevölkerung Frust erzeugen ist man schnell dabei, der Schule bei der Vergangenheitsbewältigung
viel Schuld zuzuweisen. Es bleibt den Lesern, vor allem den vielen ehemaligen
Schülern überlassen, sich mit den nachfolgenden Gedanken auseinanderzusetzen - sicher half
es in den zurückliegenden Jahrzehnten Einzelbeispiele gegeben, wo fehlende fachliche und
pädagogische Kompetenz durch Parteizugehörigkeit ersetzt wurde. Die Mehrheit der Lehrer
unserer Schule hat sich aber in all den Jahren in der Unterrichtsarbeit engagiert, sich ständig
weitergebildet und die Schüler zu guten Abschlüssen geführt. Daneben gab es eine Vielzahl von
Lehrern, die im außerunterrchtlichen Bereich und im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften (z.B.
Chor, Fanfarenzug, verschiedene Sportarten, junge Sanitäter, Biologie, Elektrotechnik, Elektronik,
Touristik) eine wertvolle Arbeit leisteten, weil Interessen und Neigungen der Schüler
gefordert werden konnten. Dadurch entstand, trotz der gesellschaftlichen Zwänge, in vielen
Fällen ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, das von gegenseitiger Achtung und Toleranz geprägt war.
Das zeigt sich auch an den Kontakten, die noch nach Jahren zwischen Schülern und Lehrern bei
Klassentreffen gepflegt werden. Die gute Arbeit, die an unserer Schule geleistet wurde, spiegelt
sich in den Erfolgen wider, die ehemalige Schüler an weiterführenden Bildungseinrichtungen
erzielen konnten. Es spricht für das gute Klima an unserer Schule, daß das Lehrerkollegium in
seiner Zusammensetzung über Jahrzehnte hinweg weitgehend erhalten blieb und
daß Ergänzungen oft aus den Reihen ehemaliger Schüler kamen, die den Lehrerberuf gewählt
hatten.
1993 bis 1999
Nach der Einführung des Vorläufigen Thüringer Schulgesetzes 1991/92 waren die inhaltlichen Vorgaben und der organisatorische Rahmen des neues Schulwesens abgesteckt. Der Zeitraum von 1992 bis 1997 wurde an unserer Schule vor allem durch umfangreiche Baumaßnahmen geprägt.
Mit Beginn des Schuljahres 1993/94 wurden alle Regelschüler (Klassen 5 ? 10) des Meuselwitzer Raumes (die Falkenhainer Schüler kamen nach der Eingemeindung dazu) in unserem Schulgebäude (vorher noch z. T. im Haus II = Pestalozzistraße) unterrichtet. Das bereits erwähnte Raumproblem bestand weiter und so mußten zusätzlich 3 Räume im MBZ (früher IMO) angemietet werden. Erstmals wurden in der Jahrgangsstufe 7 zwei Hauptschulklassen gebildet, d. h. die Schüler wurden in allen Fächern (nicht wie bisher in einzelnen Kursen) im Klassenverband bis zum Hauptschulabschluß in der Klasse 9 geführt. Im Oktober 1993 konnte nach relativ kurzer Bauzeit (11 Monate) der Sanitärtrakt übergeben werden.
Damit war das leidige Toilettenproblem, das wegen des unmöglichen Bauzustandes jahrelang zu berechtigten Beschwerden geführt hatte, endlich gelöst. Schülern und Lehrern stehen nun in allen 4 Geschossen moderne hygienisch einwandfreie Toiletten zur Verfügung.
Mit dem Schuljahr 1994/95 endete nach fast 50 Jahren der Russischunterricht, denn 1995 wurde Russisch letztmalig als 1. Fremdsprache beim Realschulabschluß geprüft. Bis zur Klasse 9 wurde inzwischen Englisch als 1. Fremdsprache unterrichtet und als z. Fremdsprache hatte sich das Wahlpflichtfach Französisch etabliert.
Im Juni 1995 begann der Neubau und die Generalsanierung unserer Schule (die Schulleitung hatte sich seit 1991 intensiv darum bemüht) mit dem Abriß des Anbaus von 1960. Der Neubau erfolgte auf vergrößerter Grundfläche und wurde bis zum 4. Stockwerk geführt (bisher nur 2 Geschosse). Im Vorfeld des Baubeginns und im gesamten Verlauf der nachfolgenden Baumaßnahmen mußten Lehrer und Schüler, zeitweilig unterstützt von ABM?Kräften, das gesamte Mobiliar und alle Lehrmittel mehrfach umräumen. Dafür gebührt allen Beteiligten auch aus heutiger Sicht noch großer Dank und viel Anerkennung.
Von 1995 bis 1997 lebten und arbeiteten Lehrer und Schüler auf einer Baustelle Außenstehende können diese Bedingungen kaum nachvollziehen. Während der gesamten Bauzeit wurden 8 Klassen in ein ehemaliges Wohnheim im MBZ ausgelagert und die Schüler mußten sich mit sehr engen Räumlichkeiten abfinden. Bis zu 15 Lehrer pendelten ständig zwischen Schule und MBZ. Im März 1996 begingen wir mit einer interessanten Ausstellung zur Schulgeschichte, die reges Interesse bei der öffentlichkeit fand, und in einer würdigen Gedenkfeier das 80?jährige Bestehen des alten Schulgebäudes. Am Ende des Schuljahres 1995/96 erreichten erstmals zwei Hauptschulklassen ihren Schulabschluß und die Realschüler legten erstmalig nach 6 Schuljahren die Fremdsprachenprüfung in Englisch ab.
Das Schuljahr 1996/97 brachte uns endlich eine Verbesserung des Raumproblems. Im Oktober 1996 wurde der Neubauteil mit insgesamt 16 Räumen übergeben. Der gesamte Fachunterricht konnte von diesem Zeitpunkt an in modern eingerichteten Fachkabinetten (für Chemie, Biologie, Physik, Musik, Werken/Wirtschaft/Technik, Geographie, Kunsterziehung, Computer) erteilt werden und den Fachlehrern standen Vorbereitungsräume mit optimalen Arbeitsbedingungen zur Verfügung. Hinzu kamen im Neubau 7 Klassenräume.
Ab Oktober 1996 erfolgte die Sanierung des Anbaus von 1951 (Decken und Fußböden wurden komplett erneuert). Ab April 1997 wurde dieser Gebäudeteil mit 4 Klassenräumen (von denen 2 vorübergehend als Schulleitung/Sekretariat bzw. Lehrerzimmer dienten), einem Werkraum und einem Maschinen? und Materialraum zur Nutzung übergeben. Als letzter Bauabschnitt erfolgte nun die Sanierung des Altbaus, einschließlich des ehemaligen Toilettengebäudes.
Am 28.08.1997 war alles (und alle) geschafft und es erfolgte die festliche Einweihung des gesamten Schulkomplexes im Beisein des Landrates (Herr Gumprecht), des Dezernenten für Bau und Leiters des Schulverwaltungsamtes (Herr Härtel), des Meuselwitzer Bürgermeisters (Herr Matuszewski) sowie Vertretern des Bauamtes, der am Bau beteiligten Firmen und weiteren Vertretern der öffentlichkeit. Schüler und Lehrer nahmen hocherfreut von der neuen Schule Besitz. Insgesamt wurden ca. 10,5 Mio. DM investiert und der Schulkomplex umfaßt 17 Klassenräume, 10 Fachräume, ein Lehrerzimmer, Schulleitung und Sekretariat, einen Schulclub mit 2 Räumen, eine Lehrküche mit einem Raum für Verkostung, einen Speiseraum, ein Arzt? und Elternsprechzimmer, eine Schülerbibiothek und mehrere Nebenräume für Unterrichtsmittel.
J.Kaiser, Schulleiter
Die Regelschule vor ihrer Sanierung
Regelschule nach der Sanierung