Persönlichkeiten Friedrich Heinrich Reichsgraf zu Seckendorff
Die Burg auf dem Schloßberg in Königsberg/Bayern, eine Staufergründung, entstand im 12.Jahrhundert. Als Reichsburg war sie
niemals Stammsitz eines Adelsgeschlechts. Auch als sie in den Besitz der sächsischen Herzöge kam, verwaltete
ein Amtmann die Anlage, die nach und nach zu einem Schloß ausgebaut und wohnlich gestaltet wurde. Hier
amtierte der fürstl. sächs. Rat Heinrich Gottlieb v. Seckendorff von 1672 bis 1675.
In der fürstlichen Amtmannswohnung des Burgschlosses Königsberg
am 5. Juli 1673 geboren, lebte Friedrich Heinrich v. Seckendorff nach dem
frühen Tode seines Vaters zunächst in Obernzenn. 1680 übernahm die
Erziehung sein Onkel Veit Ludwig I. in Meuselwitz.
Nach dem Studium an den Universitäten Jena, Leipzig und Leyden in
Holland trat er 1694 als Cornet in das Gothaische Kürassierregiment ein.
Damit begann seine militärische und staatsmännische Laufbahn, die ihn
durch Kriegskunst und Diplomatie zu höchsten Ehren führte: 1719 erhob
ihn Kaiser Karl VI. in den Stand der Reichsgrafen, 1732 folgte der
Ritterschlag zum Johanniter, 1732 wurde ihm der dänische Elefantenorden
verliehen.
Seckendorff kämpfte 1698 unter Prinz Eugen von Savoyen im
Türkenkrieg, focht an der Spitze seines Ansbacher Dragonerregiments im
spanischen Erbfolgekrieg, besiegte 1717 als kaiserlicher
Feldmarschalleutnant die Türken bei Semlin vor Belgrad, rückte 1735 als
Reichsgeneral der Kavallerie mit 30.000 Mann über den Hunsrück und schlug die Franzosen unter Marschall
Coigny entscheidend bei Clausen. Dadurch wurden die Kriegsgegner geneigt, Verhandlungen aufzunehmen, die
1738 zum Wiener Frieden führten.
Zwischendurch (ab 1726) war er kaiserlicher Gesandter am preußischen Hof in Berlin, brachte die Verlobung
des Kronprinzen Friedrich des späteren Königs Friedrich des Großen, mit Prinzessin Elisabeth Christine von
Braunschweig-Bevern zustande, erwirkte als Diplomat die Anerkennung der "Pragmatischen Sanktion" und
sicherte damit für österreich die Erbfolge durch weibliche Nachkommen.
Seckendorff diente überall dort, wo man ihm als Soldat oder Diplomat eine interessante Aufgabe bot.
Im neu ausbrechenden Türkenkrieg wurde Seckendorff auf dringliche Empfehlung des sterbenden Prinzen
Eugen 1737 als österreichischer Feldmarschall mit dem Oberbefehl des bei Belgrad stehenden Heeres betraut.
Nach militärischen Anfangserfolgen ging die Stadt Nisch verloren. Dann mißglückte der ganze Türkenfeldzug,
sicherlich nicht durch ein Verschulden des Feldmarschalls. Für seine Gegner in der Armee war es aber ein Grund,
ihn anzuklagen und seine Festungshaft in Graz durchzusetzen.
Kaiserin Maria Theresia gab ihn jedoch sofort frei, als sie 1740 aufgrund der Pragmatischen Sanktion den
Thron von österreich, Ungarn und Böhmen bestieg. Seckendorff verließ österreich mit nicht gerade freundlichen
Gefühlen, trat in bayerische Dienste und wurde 1742 Oberbefehlshaber des gesamten bayerischen Heeres.
österreichische Truppen standen im Erbfolgekrieg vor München. Seckendorff befreite die belagerte Hauptstadt
Bayems und warf, nach einigem Hin und Her, die österreicher 1744 nach Böhmen zurück. Trotz dieses
militärischen Erfolges konnten die Erbansprüche Bayerns gegenüber österreich letztlich nicht durchgesetzt
werden. Nach dem Tode von Kaiser Karl VII. wirkte der Feldmarschall 1745 im Frieden zu Füssen an der
Versöhnung zwischen österreich und Bayern entscheidend mit und wurde von Kaiser Franz I. (Gemahl von
Maria Theresia) in allen seinen Ehren bestätigt.
Inzwischen war Seckendorff über 70 Jahre alt geworden. Er lebte auf seinem Gut Meuselwitz bei Altenburg in
Sachsen . Noch einmal wurde er hineingezogen in das politische Geschehen als er 1758 auf Befehl Friedrich des
Großen verhaftet und auf die Zitadelle nach Magdeburg gebracht wurde.
Man warf ihm einen Briefwechsel mit österreich zum Schaden Preußens vor. Es war die Zeit des Siebenjährigen
Krieges und möglicherweise hatte der alte Reichsgraf seinem bisherigen Handwerk nicht ganz entsagen können.
Sicher ist, daß ihn der "alte Fritz" zeitlebens nicht mochte. Ob es wegen der Brautvemittlung war? Bekanntlich
führte Friedrich der Große keine glückliche Ehe.
Nach halbjähriger Inhaftierung konnte Seckendorff jedenfalls gegen ein Lösegeld von 10 000 Talern und im
Austausch gegen den von den österreichern bei Holzkirch gefangengenommenen Feldmarschall Prinz Moritz
von Dessau auf sein Stammschloß zurückkehren.
Der Chronist beschreibt ihn als höchst talentvollen Offizier und Staatsmann. Er beherrschte mehrere
Fremdsprachen, war Philosoph und überzeugter Christ.
Bis ins späte Alter besuchte Seckendorff hin und wieder seine Geburtsstadt Königsberg. Der Grabstein seines
Vaters ist im Altarraum der Marienkirche aufgestellt.
Reichsgraf von Seckendorff, eine bedeutende Gestalt der deutschen Geschichte, starb am 23. November 1763 in
Meuselwitz.