Chronik des Wintersdorfer Kindergartens

Im 16. Jahrhundert war das Mühlen- und Schmiedegewerbe prägend sowie die Schafzucht und Wollkämmerei. Braunkohlenfunde wurden im 17. Jahrhundert gemacht und ab 18. Jahrhun-dert abgebaut. Ab 1840 löste die betriebene Zigarrenfabrikation und der bestehende Braunkohleabbau den alten Erwerbszweig der Schafzucht und Wollkämmerei ab.
1886 wurde die Zigarrenfabrik in der Fabrikstraße 1 erbaut. Bis 1888 wurden alle Kinder des Ortes in der Familie betreut und er-zogen. Im selben Jahr wurde erstmals ein Kinderheim nament-lich erwähnt.
Für die kleinen Kinder seiner Arbeitsfrauen ließ A.C. Hüldemann im Garten des Grundstücks seiner Fabrik im Jahre 1888 ein Kin-derheim (Kindergarten) errichten. Die Aufgabe dieser Einrichtung bestand darin, die Kinder der Arbeiterinnen zu versorgen und zu betreuen. Wie lange diese Einrichtung bestand, konnte trotz Nachforschungen nicht ermittelt werden.
Am bestehenden Schulgebäude wurde am 6. Januar 1929 ein Schulneubau eingeweiht. Außer den benötigten Räumen erhielt diese Einrichtung 4 Zimmer für die Mädchenschule. Mitte der dreißiger Jahre wurde der Kindergarten in diese Räume der Mädchenschule verlegt. Grund dafür war die Umfunktionierung des ersten Kinderheimes zu einer Betriebsküche mit Speiseraum für die Betriebsangehörigen.
Von diesem Zeitpunkt an übernahm die Gemeinde die Träger-schaft des Kindergartens. Die Hauptaufgabe bestand darin, die Kinder in einfacher Weise zu betreuen. So waren sie ,,von der Straße weg und untergebracht".
Ab 1945 übernahm die Frau mit die Pflicht als Ernährer der Fa-milie und erhielt dadurch im Rahmen derselben einen wesentlich anderen Platz als vorher. So brachte die Mutter ihr Kind in den Kindergarten. Die Erziehungskräfte brachten zwar Bereitschaft und Liebe zu den Kindern mit, aber es fehlte an fachlicher Quali-fikation.
Die erste Leiterin nach 1945 war Frl. Albrecht aus Altenburg. Sie hatte, ebenso wie das Personal, noch keine pädagogische Aus-bildung. Etwa 48 Kinder im Alter von 3 Jahren an und auch Hortkinder besuchten damals den Gemeindekindergarten Winters-dorf. Ein Garten für das Spiel im Freien stand diesen Kindern noch nicht zur Verfügung. Um dem Spieldrang der Kinder trotz-dem gerecht zu werden, wurde der Schulhof für vielfältige Tätigkeiten genutzt. Als Frl. Albrecht in den fünfziger Jahren wegging, übernahm Frl. Benge-Mehl (Kinderpflegerin) die Leitung des Kin-dergartens. Die Betreuerinnen der Kinder fungierten nicht nur als Aufsichtsperson, sondern hielten auch die Räume in Ordnung (Reinigungsarbeiten).
Im Dezember 1952 forderte die Verordnung des Ministerrates ei-ne pädagogische und räumliche Trennung dieser Arbeitsgebiete. Es wurde Aufgabe der Erzieherinnen, sich auf die Betreuung und Erziehung der Kinder zu konzentrieren. Die Kindergärten zählten von da an zur Volksbildung. Weiterhin brachten die fünfziger Jahre insofern eine Veränderung mit sich, daß die Einrichtung für 3 - 6jährige Kinder genutzt wurde.
In dieser Zeit arbeiteten in der Wintersdorfer Einrichtung Kinderpflegerinnen und pädagogisches Personal, obwohl bereits im Jahre 1946 und später in dreijähriger Ausbildung Kindergärtne-rinnen ohne einheitliche Lehrpläne in Berufsschulen ausgebildet wurden.
Eine Arbeitszeitregelung gab es damals noch nicht, die Einrich-tung wurde nach den Bedürfnissen der Eltern geöffnet. Zu dieser Zeit besuchten ca. 110 Kinder den Kindergarten.
1950 erschien ein einheitlicher Lehrplan zur Ausbildung von Kin-dergärtnerinnen. Diese Ausbildung bestand aus einem Vorschü-lerinnenjahr und anschließenden zwei Ausbildungsjahren an der pädagogischen Fachschule.
Wie Gäste und ausländische Delegationen die damalige Einrich-tung und ihre Mitarbeiter einschätzten, belegt ein Gästebuch aus den fünfziger Jahren.